„Fake News“ im Deutschlandfunk – Wenn Online-Profi Reiche ins Studio kommt

Gabor Steingart ist ein ebenso bekannter wie renommierter deutscher Journalist und Autor. Von 2001 bis Mitte 2007 leitete er das Hauptstadtbüro des „Spiegel“, anschließend war er für das „Spiegel“-Büro in Washington tätig. Seit 1. Januar 2013 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der „Verlagsgruppe Handelsblatt“ und Herausgeber des „Handelsblatt“. Zuvor war er drei Jahre dessen Chefredakteur. Sein „Handelsblatt-Morning-Briefing“ ist witzig und informativ, in jedem Falle lesenswert. Abonnieren lohnt sich. Mit Billigung des Autors veröffentlichte „Die Achse des Guten“ am Tag nach dem Terroranschlag in Berlin einen längeren Auszug daraus– „Glück in Zeiten des Unglücks ist, wenn man zur richtigen Zeit auf dem falschen Weihnachtsmarkt ist.“

Ich habe den Text bei facebook und twitter gepostet und das folgende Zitat aus dem Text von Steingart als Teaser vorangestellt.

„Die Zündschnur brennt, sie schlängelt sich von Aleppo über Nizza bis zum Berliner Breitscheidplatz – und wir wissen nicht, ob sich eine politische Kraft findet, sie rechtzeitig auszutreten.“

Dann schlug die Stunde des „Deutschlandsfunk“ (DLF). Am 20.12.2016 um 13:49 Uhr kam „Dietmar Reiche aus unserer Online-Redaktion“ ins Studio um darüber zu berichten, wie der Anschlag in den sozialen Netzwerken diskutiert werde. Online-Fachmann Reiche informierte die Gebührenzahler wie folgt:

„Es geht um Schuldzuschreibung, Gewissheit über Tat und Täter bevor, sag ich mal, polizeiliche Erkenntnisse vorliegen. Ganz offen sprechen zum Beispiel Anhänger der Plattform ‚Achse des Guten‘ ihre Meinung aus. Ein ganz prominenter Vertreter ist Henryk Broder, der ja vielen bekannt ist. Und ein Anwalt, Joachim Steinhöfel, erklärt zum Beispiel über Twitter, Zitat: ‚Die Zündschnur brennt, sie schlängelt sich von Aleppo über Nizza bis zum Berliner Breitscheidplatz.‘ Also da sieht man ganz klar, man hat einen Schuldigen ausgemacht, die Bundeskanzlerin mit ihrer Flüchtlingspolitik“

Mir scheint eher zweifelhaft, ob Reiche irgendetwas klar sieht. Abgesehen von der ihn scheinbar irritierenden Tatsache, daß „Achse-Anhänger“ ihre Meinung „ganz offen“ aussprechen. Wo haben Anhänger der „Achse“ was ausgesprochen? Und wenn, wäre das nicht unzulässige und journalistisch unlautere Sippenhaft? Und: Henryk Broder hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Sterbenswörtchen über den Vorfall verloren. Kein Grund, dass Reiche ihm nicht dennoch unzulässige „Schuldzuschreibung, Gewissheit über Tat und Täter bevor polizeiliche Erkenntnisse vorliegen“, zu Last legt. Wie können nur hoffen und beten, dass die Polizisten besser ermitteln, als Reiche recherchiert.

Dann der eigentliche Leckerbissen: Reiche ordnet mir das Zitat zu, das aus Gabor Steingarts Text stammt um zu belegen, wie fragwürdig es im Netz und gerade bei der „Achse“ zugeht. Das ist nicht nur deshalb ziemlich peinlich, weil man im Tweet selber den Namen des Autors  und den verlinkten Artikel sieht, sondern auch deshalb, weil wir unterstellen dürfen, dass Reiche hier vom Ergebnis her recherchiert hat. Nicht wahr, Herr Reiche? Sagen Sie bloß, sie hätten, wenn sie sorgfältig gearbeitet hätten, Gabor Steingart ebenso wortgewaltig in den Senkel gestellt.

Merke: Wenn es darum geht die Täter in den sozialen Netzwerken aller erdenklichen Schandtaten zu überführen, ist auch ein renommierter Journalist von „Spiegel“ und „Handelsblatt“ vor „fake news“ vom DLF nicht gefeit.

Etwas Trost fand Reiche dann doch noch. „Da gibt’s natürlich auch Stimmen der Anteilnahme. Bundesjustizminister Maas von der SPD zum Beispiel zeigt Mitgefühl und verweist auf die Trauerbeflaggung für Gebäude der Bundesbehörden.“ Anlaß war der Anschlag von Berlin, nicht die Qualität der Arbeit unseres Protagonisten.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2016

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Kommentare

  1. Fakenews frisch von der Journalistenschule. Früh übt sich, wer Hetze gegen Menschen betreiben will und lügen will:

    http://www.blickamabend.ch/neues-aus-absurdistan/faktenchecker-rasseln-durch-faktencheck-id5923710.html

    Gut, daß es alternative Medien und Blogger gibt.

    Und gut, daß sich Petry vor Gericht gewehrt hat.
    Schlecht, daß es nötig wurde und die Jungschreiberlinge bzw. Volontäre so unsinsichtig waren.

    Sie haben in Zeiten von Lügenpresse-Vorwürfen ihrer Zunft einen denkbar schlechten Gefallen getan.

    Und auch die Professoren oder Dozenten oder Wer-auch-immer es ist, der an dieser kölner Journalistenschule lehrt.

    Es wirft ein eigenartiges Licht auf sie, daß sie nicht eingeschritten sind.

  2. Max Mertens

    Ich bin fast sicher, daß Herr Reiche sowohl sein Abitur, wie auch die möglicherweise besuchte Journalistenschule jeweils mit einer „Eins“ absolviert hat.

  3. Jerzy Zylberg

    Ich glaube nicht dass es den Dietmar Reiche überhaupt gibt. Die haben einer Fake-Person ein Fake-News in den Mund gesteckt. So blöd können nicht mal die Staatsfunker sein. Zum Glück lebe ich im Ausland und ich muss keine GEZ mehr zahlen. Sonst wäer das nichts anderes als Verbrennung des Geldes. Ich würde DLF anzeigen. Wegen Übler Nachrede.

  4. ph3n0min4l

    Ich finde auch, das Reiche nicht an dieser Diksussion teilnehmen sollten!! Die stecken doch alle unter einer Decke. Warum befragt man nicht mal die Arbeiter des Landes, das VOLK?