Zurück in die Zukunft – Obama Vol. 2

Planlos in die Zukunft. Obama und Biden.

Planlos in die Zukunft. Obama und Biden.

2008 hat Obama gewonnen, weil die USA seiner erhabenen Rhetorik unbedingt glauben wollten. Einen, Versöhnen, Heilen. Die Vereinigten Staaten, die Welt und das Klima. Die Wähler haben ignoriert, das ein Mann nach dem wichtigsten Amt der Welt strebte, der auf keinerlei Lebensleistung zu verweisen vermochte. Sieht man davon ab, dass er bereits mit Anfang Vierzig zwei Bücher geschrieben hatte. Über sich selbst.

Die Kampagne 2012 wich von der 2008er deutlich ab. Obama hat in vier Jahren Amtszeit nichts erreicht.  Man darf annehmen, dass er das auch selber so gesehen hat, weil sich sein Wahlkampf im Kern auf den Versuch konzentrierte, den Charakter seines Herausforderers  zu demontieren, statt auf eigene, nicht existente Errungenschaften, zu verweisen. Hunderte Millionen Dollar wurden vom Heiler, vom Versöhner in negative TV-Spots investiert. Das krasse Gegenteil des Obama-Entwurfs, der vier Jahre zuvor präsentiert wurde.

Welchen Plan Obama für seine zweite Legislaturperiode hat, blieb im Wahlkampf völlig offen. In aller Fairness, vielleicht nicht ganz. Denn es hieß ja „Vorwärts“ und „Vertraut mir“. Das haben die Amerikaner jetzt getan.  Mit den Wahlmännerstimmen, auf die allein es ankommt, wesentlich deutlicher als mit dem sehr geringen Vorsprung der Zahl der absoluten Stimmen. Das „er“ Osama bin Laden zur Strecke gebracht hat, davon hat man im Wahlkampf gelegentlich gehört. Obamacare wurde selbst von den Demokraten unter den Teppich gekehrt.  Das 2700 Seiten starke Gesetz ist zwar richtig. Aber das wissen nur die Eliten der Demokraten und nicht der Wähler, dem man dies erst noch zu vermitteln haben wird. Hundertausende Arbeitslose und Billionen an Staatsverschuldung später.

Mein iranischer Taxifahrer, der mich heute vom Bahnhof nach Hause fuhr, hat mehr aussenpolitische Sachkunde als der wiedergewählte Präsident. „Die Mullahs feiern, reiben sich die Hände und betrinken sich heute“, war seine Einschätzung. Er hat im Iran im Gefängnis gesessen. Er kennt die Realität im Mittleren Osten. Vielleicht schickt Obama ja noch ein Neujahrsvideo, mit dem es diesmal gelingt, die Islamo-Faschisten vom Bau der Atombombe abzuhalten. Ob er 10.000 tote Syrer später den Türken das für die zur lokalen Konfliktlösung erteilte Mandant zurücknimmt, werden wir abwarten müssen.

Innenpolitisch stehen die USA genau dort, wo sie seit den midterm elections 2010 standen. Präsidenten wie Reagan, Clinton und Bush waren in der Lage, mit wechselnden Mehrheiten im Kongress Kompromisse zum Wohl des Landes zu vereinbaren. Obama ist dies nicht gelungen. Weil er nicht wollte. Er kann es nicht, sagen selbst seine Parteifreunde.

Democratic lawmakers fret that Obama is an inept negotiator. They worry that he should have been out in the country selling a concrete plan, rather than once more kowtowing to Republicans and, as with the stimulus plan, health care and Libya, leading from behind. As one Democratic senator complained: “The president veers between talking like a peevish professor and a scolding parent.” Another moaned: “We are watching him turn into Jimmy Carter right before our eyes.”

Jetzt hat er, wie so häufig, eine schöne Rede zum Wahlsieg gehalten. Wir haben das alles schon vielfach gehört:

„We are greater than the sum of our individual ambitions, and we remain more than a collection of red states and blue states. We are and forever will be the United States of America.“

Es gibt Leute, die ihm das tatsächlich immer noch abnehmen.

Zum Jahresende wartet das fiscal cliff. Kompromisse mit dem weiterhin von den Republikanern dominierten Repräsentantenhaus sind erforderlich. Seine Charakterstruktur lässt für Obama Kompromisse nur in Feiertagsreden zu. „Ich habe gewonnen“, kanzelte der die von ihm eingeladenen Republikaner kurz nach seiner Wahl 2009 ab. Bei einem von ihm initiierten Gespräch, das überparteiliche Lösungen herbeiführen sollte. Jetzt hat er wieder gewonnen. Es ist zu bezweifeln, dass er diesmal den politischen Willen zu einem wirklichen Nachgeben aufbringt.  Aber seine Anhänger, häufig spätbubertierenden Justin Bieber-Fans ähnlich, stört das nicht. Eine Tatsache, die man in einer Demokratie hinzunehmen hat.

Update: Ein Facebook-Freund hat mich gerade auf diesen Text aus der „Baseler Zeitung“ aufmerksam gemacht, der die Dinge sehr ähnlich beurteilt.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel

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Kommentare

  1. Interresante Statistik : Romney hat zwei Millionen weniger Stimmen
    Erhalten als McCain, und DER hatte Sarah Palin an der Backe.

    Die Republikaner haben grosse probleme

  2. Jetzt mal was ernsthaftes. Wie immer hat es der altehrwürdige Observer am
    Besten ausgedrueckt. Die Republikaner haben in den letzten sechs Wahlen fünfmal
    Die Mehrheit der Stimmen verloren. Aber die Demokraten haben dieses Mal auch nur gewonnen weil
    Sie mehr als 270 Stimmen zusammengestickt haben.

    Beide Seiten hatten keine Vision fuer die nächsten Vier Jahre. Hoffen wir dass beide jetzt eine entwickeln, und dass sich dann genuegend Gemeinsamkeiten ergeben.

  3. Na erstaunlich was so eine Wahl alles bewirken kann. William Kristol der Mann der uns Sarah Palin gebraucht hat, sagt heute auf Fox News Sunday, dass Steuererhoehungen fuer Reiche, das Land nicht umbringen werden.

    Halleluja !!

    Was sagt wohl Grover Norquist dazu. Das wird bei den Republicans noch richtig lustig werden.

  4. @christian , noch eine kurze Anmerkung. Ich weiß jetzt nicht genau was Sie mit Dreck und Schmutz und Luegen meinen. Sie duerfen aber nicht vergessen, dass Newt Gingrich, Romneys Zeit bei Bain ebenfalls als Zielscheibe benutzt hat. uebrigens wurde Gingrich Von Adeldson finanziert. Newt hatte auch vorausgesagt dass am Ende seiner zweiten Amtszeit die Amis eine permamente Basis auf dem Mond errichtet hätten.

    . Je mehr ich über die Wahl lese desto mehr frage ich mich wie die Republikaner 2016 gewinnen wollen. Sie sind wirklich nur noch eine Partei weißer Maenner, und die Tea Party will offensichtlich kein Kompromiss bei immigration zu lassen, Boehner kriegt schon Blowback. Das wird 2016 ganz schwer egal wer nominiert wird.

  5. @ Christian

    Endlich jemand der die Schuld nicht bei den Waehlern sucht, sondern bei den Verantwortlichen. Bravo.

    Drei kurze Anmerkungrn. Romney hatte sehr wohl die verruektem Aussagen der Senatskandidaten zu Verantworten. Denn er hat sich Doch far nicht Von distanziert.

    Chris Christie ist 2016 immer noch Ihre beste Hoffnung. Es ist toericht diesen Mann zu exkommunxieren.

    Was Dreck und Schmutz anbelangt, da Muessen Sie sich keine Sorgen machen, dass koennen die Republicans genau so gut Oder besser Al’s die Democrats. Das ist ja in Ohio beeiesen worden.

    Und was die Mainstream Media anbelangt. Crossroads GPS hat 400 millionen dollar Eingesammelt. Es gibt Fox News, WSJ Washington Times Ann Coulter, Malkin Limbaugh da Spielt Doch die NYT keine Rolle mehr, Dad Argument galt vielleicht noch vor 30 Jahren aber nicht heute.

  6. Christian

    Möchte übrigens einwerfen, dass ein grosser Teil der Verantwortung für die Wahlniederlage auch durch das unfähige Wahlkampfteam zu verantworten ist.

    So war das Projekt „Orca“, also eine App, mit der Wahlhelfer aktuelle Daten über Wahlbereitschaft etc. an die Zentrale melden sollen, ein Totalausfall.

    Auch gibt es Berichte, z.B. im Blog Battlegroundwatch, dass Personen aus Nicht-Swing-States, die sich als Volunteer meldeten und Bereitschaft zur Hilfe in benachbarten Swing-States bekundeten, überhaupt nicht beachtet wurden.
    Die Ground-Operations sind immer noch meilenweit hinter den Demokraten zurück. Auch ein Grund mit für die Niederlage. Eigentlich hätte das Gegenteil der Fall sein müssen, um den Nachteil bei den Minoritäten, Frauen etc. auszugleichen.

    Und nicht zu vergessen, was natürlich das Romney Camp nicht zu verantworten hat, sind die bescheuerten Aussagen zweier Kandidaten für den Senat zum Thema Abtreibung. Das wurde natürlich genüßlich von Obama ausgeschlachtet…Über Chris Christie brauchen wir ja nicht mehr reden.

    Besonders clever von Obama: Micro-Targeting diverser Wählerschichten, z.B. Frauen, natürlich gewürzt mit Falschaussagen bis zur Lüge.

    Folgendes muss geschehen 2016:

    – Deutliche Verbesserung der Ground-Operations, mehr Field Offices, bessere Strukturierung, bessere Abstimmung mit befreundeten Gruppen
    – Bessere Artikulation des Themas Immigration (Rubio kann das)
    – Micro-Targeting bestimmter Wählerschichten (Asians, Latinos)
    – Ein Kandidat, dem nicht der Vorwurf der Großfinanz gemacht werden kann
    – Keine Hemmung vor Dreck, Schmutz und Lügen – Mit Freundlichkeit gewinnt man, wie man sieht, keinen Blumentopf

    Ein Nachteil bleibt aber: Die Mainstream-Medien! Ob bis 2016 die soweit abgebaut haben, dass ihr Einfluß geringer wird als heute?

  7. Also Max Niveau sollten Sie hier nicht zum Thema machen. Und wenn die Latinos Ihrer Ansicht nach zu den Nehmern gehoeren, warum wollen die Republikaner auf einmal um diese Gruppe werben. Sogar Shawn Hannity hat jetzt eingeräumt, dass man eine Loesung finden muss für die Illegalen die nicht vorbestraft sind. Und wenn die Hispanics nur „Nehmer“ sind warum haben dann 44 ./. Von Ihnen 2004 George Bush gewaehlt. Und es gibt mit Sicherheit eine Gruppe von Lations die Nicht zu den Nehmern gehören wollen. Die Cubaner in Florida und sogar DIE haben mehrheitlich für den Presidenten gestimmt. Es ist ja ihr gutes Recht zu Glauben dass 75 ./ . der Menschen sich in die Haengematte der sozialen Sicherung legen wollen, aber die Realitaet sieht wohl Doch ein bisschen anders aus. Aber hey es ist ein freies Land und Ich wuerde auch nie daran denken Ihnen das Wahlrecht zu entziehen.

  8. max

    Das haben Sie fein gemacht, Herr Bender. Möchten Sie auf diesem Niveau weitermachen? Soll ich Ihnen jetzt ein Kaff präsentieren, wo die Leute noch vieeeeel reicher sind als in Loudon County, die aber Romney gewählt haben? Nicht im Ernst, oder?
    Es sind jetzt halt nun die genannten Gruppen, die sich per Wahl das Geld von anderen gesichert haben. Kein ernsthafter Mensch bezweifelt das noch. Haben Sie vielleicht die eine oder andere Wahlanalyse mitbekommen? Genau das wurde als Match-entscheidend erkannt. Natürlich wurde da der Link zu den Nehmern nicht gemacht, das wäre ja auch zu böse. Um das zu erkennen gibt es allerdings genügend Statistiken.

  9. Hallo Max ich melde mich mit zwei für Sie interessante Tatsachen zu Wort.

    In loudon County in Virgina der Wahlkreis MIT dem hoechsten Durchechnittseinkommen 51. 6 ./. Obama. Ok Sie werden sagen ist klar das Sind die ganzen Beamyen. Deswegen eine Statistik aus Los Alamos dort wohnen angeblich die meisten Millionäre Obama 49 ./. So jetzt kommen Sie.