Jetzt endlich mehr Europa wagen!

Gestern, in der Halbzeitpause des Spiels Deutschland-Portugal, wurde in einer der öffentlich-rechtlichen „Nachrichtensendungen“ Finanzminister Schäuble interviewt. € 100.000.000.000,00 an Finanzhilfe für die spanischen Banken habe er mit seinen europäischen Kollegen beschlossen. Zu verteilen seien die Hilfen unter Aufsicht der Spanier. Das scheint von makelloser politischer Korrektheit. Und es wirkt auch durchdacht. Diejenigen, die die „Aufsicht“ auf dem Weg zum Kollaps des spanischen Bankensystems hatten, behalten sie auch weiterhin. Der Volksmund hat dafür eine schöne Redewendung parat.

Angesichts eines derart kompetenten Krisen-Managements, mit dem hier durch die Brüsseler Bürokratie und ihre nationalen Helfershelfer das Jahrhundert in die Schranken gewiesen werden soll, ist es nicht sicher, dass das Schneeballsystem „Europäische Währungsunion“ bis zum Finale der Europameisterschaft Bestand hat. Sicher ist nur, dass es kollabieren wird. Bis dahin wird man sich das inkohärente Gestammel der europäischen Nomenklatura weiter anhören müssen.

„It is difficult to get a man to understand something when his job depends on not understanding it“, Upton Sinclair.

Griechenland ist bankrott, nachdem es sich in die Währungsunion hineinbetrogen und bis zur Organspende verschuldet hat. Verbindlichkeiten wurden aufgebaut, um eine kleptokratische Vetternwirtschaft zu finanzieren, bis der Krug am Brunnen brach. Das Land ist jetzt auf direktem Wege in die Dritte Welt. Eine Erkenntnis, die im Disneyland Brüssel noch nicht angekommen ist.

Spanien wird ebenfalls über die Klinge springen, weil die Ressourcen Europas (Deutschlands) nicht ausreichen, es zu retten. Die € 100 Mrd. an Hilfe vom Wochenende sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein des Finanzbedarfs der insolventen spanischen Banken.

Die weiter grassierende geniale Idee eines „Wachstumspaktes“ ist dazu geeignet, die Krise noch erheblich zu verschärfen. Die Probleme Griechenlands, Spaniens, Italiens et al. bestehen nicht darin, daß die Volkswirtschaften stimuliert werden müssten (sprich: höhere schuldenfinanzierte Staatsausgaben bei bereits extremer Überschuldung), sondern darin, dass die Veruntreuung öffentlicher Gelder die dortige Hauptbeschäftigung war. Südeuropa (der Club Med) erhöhte seine Verschuldung nach Euroeintritt massiv, um die Beschäftigten, Arbeiter, Beamten, zu hoch zu bezahlen. Korrupten und ineffizienten Volkswirtschaften weiteres Geld hinterher zu schmeissen, wird daher nichts nützen. Südeuropa will einen Selbstbedienungsladen, aber keine Steuern dafür bezahlen. Das mögen die Deutschen erledigen. Die eigene Wirtschaft findet zu etwa einem Drittel (Griechenland, Italien, Quelle: Weltbank) ausserhalb der steuerlichen Erfassung statt.

Jetzt soll die Brüsseler Elite, die Bürokraten, Beamten, die Kommissare, die Zügel in die Hand nehmen. Also der Mob, der für die grassierende Katastrophe die Hauptverantwortung trägt.

Jetzt „Mehr Europa (zu) wagen“ ist vergleichbar damit, einer Bande von geisteskranken Junkies den Schlüssel zur Verwahrstelle für beschlagnahmte Drogen auszuhändigen.

Die EU war eine Idee der 70er für die Probleme der 40er. Als die Weltgeschichte nach dem Ende des Kalten Krieges und bis 9/11 Pause gemacht hat, sind die semi-autoritären, jedenfalls aber demokratisch nicht legitimierten Brüsseler Eliten durchgestartet. Und Helmut Kohl,  vom Licht ewiger Kanzlerschaft und historischer Grösse geblendet, hat kräftig mitgeholfen.

Mit bemerkenswerter Geschicklichkeit ist es gelungen, einen grösstenteils prosperierenden Kontinent an den Rand von Chaos, Zerfall und Bürgerkrieg zu manövrieren und das Vermögen der Bundesrepublik und ihrer Bürger aufs Spiel zu setzen. Schöne Aussichten auf dem dunklen Weg in die lange eurabische Nacht.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2012

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Kommentare

  1. andrej

    einen habe ich noch, herr bender:
    „Clintons Reform beendete das seit 1935 geltende Recht auf lebenslange Sozialhilfe. An seine Stelle trat ein auf fünf Jahre begrenztes Recht auf Unterstützung bei tatkräftiger Hilfe nicht zu irgendeiner abstrakten Integration, sondern zum Übergang in Arbeit.“
    http://www.faz.net/themenarchiv/wirtschaft/arbeitsmarkt-und-hartz-iv/gastbeitrag-zu-hartz-iv-sozialhilfe-auf-fuenf-jahre-begrenzen-1950620.html

    lernen sie von clinton, herr bender, und beantragen sie das bitte auf nem spd-parteitag. aber ich will dabei sein, das spektakel nach dem antrag will ich sehen, hören, fühlen!

  2. andrej

    komisches beispiel, herr bender, dass sie nun mit clinton kommen.
    kann mich gar nicht erinnern, dass clinton auch nur versuchsweise irgendetwas umgesetzt hat von dem quark, den europaeische sozialdemokraten in den letzten jahrzehnten so angerührt haben:
    – clinton wollte nie die 35 stunden-woche, oder lieg ich falsch?
    – dgb-hirnkraempfe wie das gesetz gegen „scheinselbstaendigkeit“ bei clinton?
    – rente mit 60??? für ihn, ja, aber für die usa?
    – 70 % steuersaetze? in amerika?
    – abschaffung von studiengebuehren auf kosten der studenten anderer bundesstaaten bei clinton?

    Und wo sie schon mit der bankenkrise kommen, hier mal eine analyse, die aufzeigt, wie das ganze zustande kam – naemlich, indem man das vernunftzentrum im hirn aus- und das gutmenschel-zentrum dagegen auf volle touren schaltete, und kreditvergabe per gesetz ausgerechnet von der bonitaet voellig abkoppelte – also hier tatsaechlich mal was typisch sozialdemokratisches.
    „Here’s why it happened. In 1992, Congress adopted legislation that imposed „affordable housing“ requirements on the GSEs. These required that 30% of all mortgages they bought from lenders had to be made to low- and moderate-income home buyers — borrowers who were at or below the median income in their communities.

    Over the next 15 years, the federal Department of Housing and Urban Development — pushed by Congress — tightened and expanded this quota so that, by 2007, 55% of all mortgages the GSEs acquired had to be made to low- and moderate-income borrowers, including 27% to those below 80%.“
    http://www.usatoday.com/news/opinion/story/2011-11-23/Fannie-Freddie-financial-crisis/51386932/1

  3. michael Bender

    @andrej, was ich sagen wollte,ist doch, dass die spanischen Banken nie und nimmer, die Kredite haetten vergeben duerfen, die vergeben worden sind, und das zur Krise in Spanien beigetragen hat. Und eine Sache noch : Bill hat trotz der affaere mit der Praktikatin einen Ueberschuss hinterlassen, und das müssen Sie erst mal hinkriegen mit der Doppelbelastung. George W hat es nicht geschafft. Es kommt also nicht auf rechts oder Links an, sondern richtig oder falsch. Und da koennen wir alle von einander lernen. Wichtig ist doch was Neil Young mal rausbruellte : Keep on Rockin‘ in a free World“

  4. andrej

    herr Bender, ich hab noch nen Artikel für Sie, zwar nicht aus, aber über 2004. Hauptfigur diesmal deutschland, lage das genaue gegenteil von der in spanien damals. also alles genau wie heute, nur mit umgekehrten vorzeichen:
    „Aber noch 2004 war es ausgerechnet die Bundesrepublik, die als kranker Mann Europas galt, den Vertrag von Maastricht aushebelte und zusammen mit Frankreich verhinderte, dass beide Länder für ihren viel zu hohen Schuldenstand bestraft wurden – obwohl die Verträge das so vorsahen. “
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1634442/

    welch merkwürdige koinzidenz, oder? krank und verschuldet sind immer die, wo sich rot-grün gerade n paar jahre austoben konnte. aber vielleicht ist d 2004 ja auch nur die werkbank von vw gewesen. das wuerde zumindest erklaeren, warum der damalige kanzler den bis dato unbekannten beruf „automann“ anzugeben pflegte…

  5. andrej

    schon klar, herr bender:
    40 mio spanier waren bei vw, und einen herrn zapatero hat es nie gegeben!
    wie macht ihr sozialdemokraten das nur, ohne irgenwelche substanzen trotzem solche halluzinationen hinzukriegen?
    wir dürfen auf ihre erklaerung gespannt sein, wenn frankreich als europas zweitgrösste volkwirtschaft von herrn griechenlande, pardon, von herrn hollande ökonomisch und fiskalisch im stile eines gnaedigen veterinaers sanft eingeschlaefert worden sein wird.
    naja, mir kann es egal sein. ich werd ja jetzt in CHF bezahlt, und kauf dann von einem monatslohn die ganze normandie auf, wenn der herr praesident erst einmal die ezb gesprengt haben wird.

  6. michael Bender

    @ Andrej: Mann habe gerade den Link gelesen. Musste ja in Spanien den Bach runtergehen, die waren ja nur damals Werkbank von VW. klar dann kaufen sich alle ein Haus, die Banken gucken nicht richtig hin, und was passiert : The shit hits the fan !

  7. michael Bender

    @ Andrej: lassen Sie mich Bitte raten, also Faschisten waren es nicht, da muessen es ja Genossen von mir gewesen sein. Nur : So monokusal geht es ja nun nicht. Wenn sie Welt doch nur so einfach waere.

  8. andrej

    Eine Frage an Sie, Herr Bender, als den bekennenden Sozialdemokratie-Waehler hier: Ich hab hier nen Artikel der Zeit aus d. Jahr 2004 über Spanien, da heisst es:“Vor zehn Jahren litt Spanien unter hoher Inflation und Arbeitslosigkeit. Heute kann Aznar sagen, dass er „in der EU einer der wenigen Regierungschefs ist, die einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen können“. Unter ihm fielen Spaniens Schulden von 60 auf 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die Arbeitslosigkeit sank von 17 auf 11 Prozent, die Wirtschaft wuchs um 2 bis 4 Prozent pro Jahr.“
    http://www.zeit.de/2004/12/Spanien

    Das war, wie gesagt, im Jahre 2004. Ausgeglichener Haushalt, Schuldenlast sank reativ zum BIP, Arbeitslosigkeit halbiert. Alles war auf gutem Wege…

    Welche Katastrophe ist nur zw. damals und heut über das schöne Land hereingebrochen?

  9. Michael Bender

    Also ich glaube, hier werden doch ziemlich viele verschwörungstheorien entworfen. Hat den die deutsche Wirtschaft nicht jahrelang vom Euro profitiert ? Und ich habe auch den Eindruck, dass diese Euro Krise hier benuzut wird um viele Vorurteile über faule Beamte usw. auszubreiten.Und was die Korruption anbelangt, hat den Siemens nicht auch Millionen an Schmiergeldern in Griechenland ausgegeben. Und wenn in Spanien 40% der jugendlichen Arbeitslos sind ist das inzwischen auch ein deutsches Problem.

  10. investor

    Bravo Herr Steinhöfel,

    schade , daß man Sie mit solchen Statements nicht mehr wie vor langer Zeit abends halb sieben öffentlich bei rtl sieht.

    Trotzdem weiter so

    besten gruß

  11. Hiob

    Hallo,

    ich frage mich schon eine Weile (Monate oder gar schon Jahre), warum die Ganze Misere nicht dazu führt das die offensichtlich fehlende Partei oder Bewegung ‚rechts‘ der Blockpartei CDUSPDFDPGrünePDS entsteht. Was ist der Grund dafür, dass gefühlt zwei Drittel der Bürger die Politik des Rettens der Staaten, was seit 2 Jahren programm ist ablehnen und doch immer wieder die gleichen Idioten wählen mit Parolen die so offensichtlich von Unkenntniss und Wunschdenken geprägt sind (siehe Frau Kraft ind NRW) dass es schon beinahe schmerzhaft ist nur den Namen der Protagonisten zu hören.
    Gibt es irgendjemand der da eine erklärung dafür hat ?

    Gruß

  12. susi bibelmaus

    Die Vorstellung einer Welt mit säkular unabhängigen und dem Menschenwohl dienenden Führern ist eine der größten Lügen die unters Volk gebracht wurden. Bedenken Sie, dass von den Staatsoberhäuptern sämtliche bei den europäisch und global zu Grunde liegenden Krisenentscheidungen pur jeglicher Logik und entgegen jeder Vernunft genau das Gegenteil von dem beschlossen wurde, was Logisch und Vernünftig wäre! Warum? Ich kann es als Bibelmaus nicht oft genug wiederholen: Ziel ist es alle zuweilen noch getrennt nebeneinher laufenden „globalen Kompetenzen“ zu bündeln um einer Welt des 21-Jahrhunderts samt ihrer Probleme Herr zu werden. Kontrolle aller Lebensbereiche ist hier das oberste Ziel der Regierungen. Es gibt zahllose Beispiele wie Zug um Zug noch parallele Sachzwänge sich zu bündeln beginnen. Nur ein Stichwort unter vielen wie automatisierter Datenabgleich bei Facebook und Co oder die kommenden Zwänge neuer elektronischer Krankenkassenkarten und Personalausweise. Die dazu ergänzende Steuernummer hat ja auch schon jeder und die bald zur Pflicht werdenden 12stelligen Banküberweisung ID der sich keiner entziehen kann ist auch nur ein Stein im Puzzel. Und welcher „Hebel“ für alle Bündelungen ist hierbei der wirkungsvollste Mechanismus um ganze einst souveräne Staaten unter die Knechtschaft eines kommenden Imperiums zu bekommen? Richtig: Geld. Und zwar viel Geld, unendliche Mengen von Geld, von unserem Geld was noch nicht mal erarbeitet wurde, für das wir von den Regierungen bereitwillig an wahnsinnige Weltenherrscher verkauft wurden. Widerstand ist Zwecklos, wir werden alle assimiliert.
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    Der Weg zu einer kommenden Weltregierung, zu einer globalen Kompetenz, ist übrigens in der Bibel schon beschrieben. Und wer immer noch denkt er lebe in einem freien unabhängigen demokratisch weltlich offenen Staat der sehe sich dringend seinen Personalausweis an: Stichwort „okkulte Symbole auf dem Personalausweis“ Gleich drei davon, ein verlängerter Schwanz mit Kreuz nach unten, ein Stierkopf auf der Rückseite und umgedreht ein okkultes Symbol.
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    susi

  13. VS

    “ Bis dahin wird man sich das inkohärente Gestammel der europäischen Nomenklatura weiter anhören müssen.“
    Das ist fast so schlimm wie die Krise selbst, wenn ich das Gelabere höre würde ich am liebsten eine „Bazooka“ nehmen und die Krise, zumindestens die Dummschwätzer beenden!

  14. L. v. Nettelbeck

    Der Kommentar hat es absolut auf den Punkt getroffen. Schade, daß Politiker für diese Schweinereien, ich hoffe, daß ich das noch so mal sagen darf, nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Das hier ein blühendes Land durch eine nicht zu Ende gedachte Energiewende, falsche Einwanderungspolitik u. ständige Neuverschuldung in den Abgrund geschoben wird erfüllt mich mit Grausen.