Die Leichenfledderer vom „Spiegel“

Kasse machen mit der Katastrophe

Kasse machen mit der Katastrophe

Wer ohnehin eine sehr niedrige Meinung von der Publikation „Spiegel“ und eine noch niedrigere Meinung von „spiegel online“ hat, ist durch Machenschaften aus diesem Hause nicht mehr so leicht zu überraschen. Heute ist es passiert.

Zweifellos haben sich beide Medien bei der Berichterstattung über das Erdbeben und den Tsunami IN Japan besonders hervorgetan. Sie waren dabei weniger den Gründsätzen journalistischer Seriösität, dafür umso mehr ihrer politischen Agenda verpflichtet. Panikmache, Falschmeldungen und die den Weltuntergang herbeischreienden Schlagzeilen lösten sich im Minutentakt ab. Die Brandstifter dieser Hysterie sitzen im Spiegel-Hochhaus. Zweifellos gibt es Gesinnungsgenossen in anderen Medien.

Dies ist die ein Seite der Medaille. Die andere verursacht Abscheu und Ekel:

Die Vermarktung des Spiegel-Verlages ruft derzeit ihre Anzeigenkunden an und bietet –  für die Print-Ausgabe zwei Wochen nach Anzeigenschluß! – „last-minute-Angebote“. Die Zugriffe auf spiegel-online gingen aufgrund der Katastrophe in Japan durch die Decke, selbiges sei auch bei der nächsten Printausgabe zu erwarten.

Die Katastrophe als Akquisegrund. Geschäftemacherei mit dem Leid!

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2011

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Kommentare

  1. Been Jammin

    Ich glaube auch, dass man dem Spiegel-Verlag und seinen Erzeugnissen mittlerweile alles zutrauen kann. Wer heutzutage tatsächlich noch die Bild für das größte Übel im Deutschen Medienzirkus hält, und den Spiegel für ein „Qualitätsmedium“, der hat schon lange aufgehört, kritischer Medienkonsument zu sein.

    Zum diesem Thema gab es auch ein interessantes Interview auf dem englischen Blog „Ich werde ein Berliner“. Die Ausländer schütteln auch schon den Kopf über den Spiegel, und die Ehrfurcht, mit der ihm in Deutschland immer noch begegnet wird. Siehe hier: http://www.ichwerdeeinberliner.com/56-the-meltdown-part-ii-an-idiot-abroad

  2. max

    Lieber Thilo, die Punkten 2-6 diskutiere ich mit Dir schlicht nicht weiter, da Du es dabei anscheinend mit Frau Merkel hältst, die Bücher kritisiert, die sie nie gelesen hat.

    Zu Punkt 7: Gewinn zu machen ist das Ziel eines Unternehmens. Und zwar das einzige. Sehe ich als „interessiert-bornierter“ Unternehmer so (aber werten tust Du nicht, gell?). Das Maiglöckchenargument von derNatur als Lebensgrundlage kannst Du Dir sparen, das zieht nicht, wir beschränken uns hier ja auf die Wirtschaft (Abfalleimer war die Natur übrigens vor allem in nicht ganz so kapitalistischen Systemen). Im übrigen interessiert es mich herzlich wenig, was meine Angestellten vom Leben erwarten. Und die sind ziemlich froh darum, denn das geht mich als Arbeitgeber schlicht nichts an. Fakt ist, dass alle Angestellten freiwillig für einen marktfähigen Lohn (und nicht wegen meiner pösen Geldvermehrungssucht) für mein Unternehmen arbeiten.
    Die Eigentumsgarantie ist Voraussetzung für den Kapitalismus? Ja, natürlich, sie ist sogar Voraussetzung für jedes funktionierende Wirtschaftssystem. Auf Dauer rechnet es sich nicht, innovative Menschen um die Früchte ihrer Arbeit zu bescheissen. Ich glaube, der weltweite Misserfolg des Sozialismus sollte auch Dir eine Lehre sein.
    Zur Rolle des Staates: Wie kommst Du eigentlich darauf, dass es einen „ruinösen Verschleiss von Land und Leuten“ gäbe? Wo genau stellst Du das fest?

    Zu 8: Nee mein Lieber, Du willst etwas verändern, also hast auch Du die Pflicht Vorschläge zu machen. Und zwar denjenigen, die Deine Ansichten gerade nicht teilen. So entsteht ein Wettstreit der Ideen und nicht durch intellektuelles Gruppenwichsen. Allerdings müssten deine Vorschläge dann eben auch der Kritik Deiner Gegner standhalten, und Du müsstest Fragen beantworten. Da ist es natürlich viel einfacher, sich als „Kapitalismuskritiker“ zu gebärden und seine Absichten im Ungefähren zu belassen.
    Auch bei Deiner Bemerkung zur Bedürfnisbefriedigung fehlt bei Dir etwas: Voraussetzung für die Marktfähigkeit eines Produktes ist die ZAHLUNGSBEREITSCHAFT des potentiellen Kunden. Da der grossen Mehrheit eine begrenzte Geldmenge zur Verfügung steht, muss er sich entscheiden, ob er etwas kaufen will und wenn ja, was.
    Dass es ohne Zahlungsfähigkeit nicht geht, ist klar, wieso sollte es auch anders sein? Ich möchte doch die Freiheit haben, selber zu entscheiden, zu welchen Bedingungen ich meine Leistung jemand anderem zur Verfügung stelle.
    Ganz schlimm ist natürlich auch, dass in der Marktwirtschaft Frauen und Drogen gehandelt werden! Das kleine Detail, in welcher Marktwirtschaft das erlaubt ist, sparst Du Dir grosszügigerweise. Antipersonenminen sind jetzt auch nicht Produkte, die an ein bestimmtes Wirtschaftssystem gekoppelt sind, wie die Realität (ui schon wieder die!) ziemlich klar zeigt.
    Dass es Menschen gibt, die ihre Bedürfnisse (und seien diese auch Nahrung oder medizinische Hilfe) nicht befriedigen können, ist mir klar. Allerdings werden es zumindest prozentual immer weniger. Und zwar auch deshalb, weil sich mittels kapitalistischer Marktwirtschaft die Versorgungslage in vielen Ländern entscheidend verbessert hat. Und damit kann ich ziemlich gut leben.

  3. Thilo Schmidt

    @max

    Cool! Das nenne ich doch mal eine gut strukturierte Wortmeldung. – Danke!

    Zu 2. u. 3. deines Kommentars: Den Eintrag von Herrn Steinhöfel habe ich schon ganz gut verstanden. Da wurde nämlich zwischen zwei „Seiten der Medaille“ unterschieden: Einerseits Weltuntergangsmeldungen, wie sie quer durch den Mediengarten zu finden waren, und andererseits das Alleinstellungsmerkmal des Spiegels, die von Herrn Steinhöfel als ekelerregend inkriminierte Anzeigenakquise. – Dass mich die Frage der Wahrheitstreue der Spiegel-Berichterstattung nicht interessiert hat, liegt daran, dass es mir um etwas anderes ging (der folgende Absatz sollte das verdeutlichen).

    Zu 6. – Die Moral hat zuallererst einmal Herr Steinhöfel ins Spiel gebracht; mich selbst interessieren Fragen à la „Dürfen die das?“ oder „Verstößt das nicht gegen die guten Sitten?“ nicht. Mein Thema war das moralische Unterscheidungsvermögen: Da verfolgen zwei den gleichen Zweck – ihren Geschäftserfolg – der eine baut ein AKW in erdbeben- und tsunamigefährdetes Gelände und spart sich in der Folge ärgerliche Wartungskosten; der andere nutzt jede Gelegenheit, um Anzeigenkunden zu gewinnen (wenn du willst, kannst du dir hier auch noch „willentliche Falschmeldungen“ hinzudenken – das ändert nichts an dem Punkt, auf den ich hinauswill). – Dass Herr Steinhöfel sich über letzteres mächtig entrüstet, ihn ersteres hingegen offensichtlich weit weniger tangiert, zeigt sehr schön, wie Moral funktioniert: Der eigene Standpunkt wird mit ihr geadelt (jeder weiß für seine Interessen über jeden Zweifel erhabene gute Gründe anzugeben), der gegnerische hingegen wird am Maßstab der Moral blamiert (wie gesagt, der Vorwurf „Was für eine widerwärtige Gesinnung!“ ist einer der ewigen Dauerbrenner auf dem Felde des bürgerlichen Meinungsaustausches, gleich neben dem guten alten „Du hast sie doch nicht mehr alle!“). – Man sortiert die Welt am Maßstab der eigenen Interessen und weiß in der Folge ganz genau, wo „Gut“ und „Böse“ zu verorten sind. – So weiß jemand wie Herr Steinhöfel – Befürworter der Atomenergie und erkennbar kein Freund des Flagschiffes des „sozialdemokratisch-medialen Komplexes“ – eben sehr genau, wo er in den Empörungsmodus zu schalten hat und wo nicht.

    Zu 7. – Hierzu im Einzelnen:

    „Wow, Kapitalismus beruht auf Anreizen! Was für eine bahnbrechende Erkenntnis …“ – Hier hast du mich falsch verstanden: Ich habe gesagt, dass Geldvermehrung DER ZWECK im Kapitalismus ist – es geht beim kapitalistischen Wirtschaften darum, aus Geld mehr Geld zu machen. Punkt. Das ist alles. – „Anreize“ sind hingegen etwas anderes: Wer von Anreizen spricht, behauptet, dass der ganze Kampf ums Geld NUR MITTEL sei, zur Erreichung eines „eigentlichen“ Zwecks (Bedürfnisbefriedigung / Versorgung der Leute o.ä.), den zwar niemand hat, der den einschlägigen Ideologien zufolge aber gerade deswegen im Kapitalismus optimal umgesetzt werden soll … – Nur: Wer misst das ökonomische Treiben in der Marktwirtschaft ernsthaft an diesem Zweck und korrigiert es gegebenenfalls? Wirtschaftlicher Erfolg oder Misserfolg fasst sich für alle maßgeblichen Beteiligten, in Wirtschaft und Politik, in Wachstumsziffern zusammen. Oder polemisch gefragt: Wenn von einer weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise die Rede ist, um welchen Sachverhalt geht es da, WAS haut da nicht mehr hin? – Die Kapitalverwertung oder die Ernährung von etwa einer Milliarde Leute, die der globale Kapitalismus nicht gebrauchen kann und die deswegen den Pulk der chronisch Unterernährten bilden?

    „Arbeitskraft und “Natur” sind nur Mittel zur Gewinnerzielung? Hammer! Was sollten sie eigentlich sonst sein?“ – Vom interessiert-bornierten Standpunkt eines Unternehmers aus betrachtet, ist diese Frage absolut verständlich: Für den reicht es nämlich wirklich, dass die Natur Rohstoffe liefert und als Abfalleimer mit unbegrenztem Fassungsvermögen fungiert; und was die Arbeit aus denjenigen macht, die sie erledigen, und wie das Leben als Lohnabhängiger so aussieht, das ist natürlich Privatsache der werten Tarifpartner und geht den Arbeitgeber nichts an.
    Also, entscheidend ist an dieser Stelle nicht, was Arbeitskraft und Natur vom kapitalistischen Standpunkt aus betrachtet sonst noch sein sollten, sondern was sie neben ihrer kapitalistischen Bestimmung eben auch SIND: Die Natur ist Lebensgrundlage (auch im Kapitalismus) und der Produktionsfaktor Arbeitskraft – nun, das sind die Leute (die in aller Regel auch noch etwas anderes vom Leben erwarten, als das Kapital ihres Arbeitgebers zu vermehren).

    Was die Rolle des Staates anbelangt, so hast du mich falsch verstanden: Den hatte ich mitnichten als „grundguten Player“ eingeführt, der „die bösen Buben aus der Wirtschaft“ bändigt (übrigens waren in dem ganzen Text keine moralischen Urteile zu finden – da hast du etwas hineininterpretiert, was nicht drinsteht). – Der kleine Hinweis ganz am Ende, dass der Verschleiß vom Staat mitnichten unterbunden, sondern lediglich so weit eingeschränkt wird, dass seine Folgen keine für den Fortbestand der Produktionsweise bedrohlichen Dimensionen annehmen, weist denn auch in eine ganz andere Richtung: Der Staat sorgt mit seiner Gewalt für den Bestand und das Gedeihen der kapitalistischen Produktionsweise. – Ohne die staatliche Eigentumsgarantie, die Bereitstellung derjenigen Voraussetzungen der kapitalistischen Produktion, für die das Kapital selbst nicht sorgen kann, und ohne die Betreuung und Beschränkung der ruinösen Benutzung von Land und Leuten für den Zweck der Geldvermehrung, gäbe es diese ganze Produktionsweise nicht. – Insofern ist der bürgerliche Staat also nicht, wie von Linken so oft imaginiert, der parteilose Oberaufseher und – zumindest der Möglichkeit nach – der machtvolle Verbündete im Kampf gegen die „Machenschaften“ des Kapitals. Er ist vielmehr Diener und Herr dieser Produktionsweise zugleich; sein ganzer Zweck sind Bestand und Erfolg des nationalen Kapitalismus. – Dass jemand, der eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus hat, nicht gerade Staatsfreund ist, sollte damit klar sein.

    Zu 8. – Darüber, wie eine Produktionsweise einzurichten wäre, deren Zweck in der Bedürfnisbefriedigung besteht, unterhalte ich mich gerne: Mit Leuten, die dieses Anliegen teilen. Natürlich kenne ich die heiße Frage „Wie soll das denn gehen?!“ v.a. von Leuten, die dieses Anliegen definitiv NICHT teilen – und zwar als argumentativen Trick: So kann man, ohne sich inhaltlich mit den vorgebrachten Argumenten gegen den Kapitalismus befassen zu müssen, die Kritik mit dem Verweis abbügeln, dass ihre praktischen Konsequenzen „utopisch“ seien; als „Beweis“ braucht dann nur noch auf die ganz anders beschaffene Realität verwiesen zu werden: Ausgerechnet dem Konkurrenzkampf in der staatlichen Zwangsgemeinschaft soll man nämlich entnehmen, dass „die Menschennatur“ etwas anderes gar nicht zuließe …

    Dann schon lieber etwas anderes: Mach dir doch mal klar, wie das mit den Bedürfnissen im Kapitalismus läuft: Wie wird denn da entschieden, welches Bedürfnis befriedigt wird und welches nicht? – Ganz einfach: ALLEIN DIE ZAHLUNGSFÄHIGKEIT entscheidet. Der Inhalt der Bedürfnisse spielt keine Rolle, der kann so unvernünftig und brutal sein wie er will: In der Marktwirtschaft wird auch mit Drogen, Antipersonenminen und Zwangsprostituierten gehandelt – weil sich damit Geld verdienen lässt. Andererseits kann das Bedürfnis vollkommen vernünftig sein – der Hungrige braucht etwas zu essen, der Kranke medizinische Versorgung -, wenn der Betreffende kein Geld hat, schiebt sich auch nichts in Sachen Bedürfnisbefriedigung.
    – Ein Umstand, den ein echter Freund des Kapitalismus doch irgendwie verteidigen können sollte …

  4. max

    Also, nun mal Punkt für Punkt, lieber Thilo.

    1. Mea culpa, ich habe etwas verkürzt. Wahnsinn. Zu Deiner „Kapitalismuskritik“ komme ich noch.

    2.Lieber Thilo, der Skandal beim Spiegel liegt ja gerade im Zusammenhang von falscher Berichterstattung und der auf sie Bezug nehmenden Werbung bei potentiellen Kunden. Wäre eigentlich bereits im Artikel von Steinhöfel klar zu erkennen gewesen. Ist das so schwierig zu verstehen?

    3. Ich entrüste mich darüber, dass Du den Spiegel nicht liest? Nö, eigentlich nicht. Wie Du aber bewiesen hast, fehlen Dir dadurch offensichtlich Informationen, um den Artikel von Steinhöfel zu verstehen. Und dann ist es schon etwas seltsam, sich genau zu diesem Thema äussern zu wollen.

    4. Die Informationen, die ich habe, sind frei verfügbar. Auch für Dich. Man muss sich nur nicht auf deutschsprachige Medien beschränken. Etwas Zeit braucht es auch.

    5. Da kannst Du es mit Christopher Hitchens halten oder mit Oma Schwuttke, geschenkt.

    6. Die Moral, oder besser gesagt, deren selektiver Gebrauch hast Du ins Spiel gebracht.

    7. Wow, Kapitalismus beruht auf Anreizen! Was für eine bahnbrechende Erkenntnis. Es ist also nicht so, wie ich immer gedacht habe, dass Unternehmer aus rein altruistischen Gründen Unternehmer sind. Das muss ich jetzt erst einmal verdauen. Arbeitskraft und „Natur“ sind nur Mittel zur Gewinnerzielung? Hammer! Was sollten sie eigentlich sonst sein? Aber halt, es gibt in diesem wilden Gezerre ja noch einen grundguten Player: den Staat. Der bändigt mit Umwelt- bzw. Arbeitsrecht die bösen Buben aus der Wirtschaft. Mit z.B. so guten Ergebnissen wie Dosenpfand oder Kündigungsschutz. Damit Du kein Dioxin in den Eiern essen musst. Aber dafür, gesetzlich genau so ermöglicht, im Fisch.

    8. Dein Fazit: Du möchtest also eine Produktionsweise „einrichten“, deren Zweck die Bedürfnisbefriedigung ist. Kleine Frage: wessen Bedürfnis? Wer stellt fest, was ein Bedürfnis ist? Du? Vielleicht ein Zentralkomitee? Ich mag mich erinnern, ein System, das die Bedürfnisse seiner Bürger bestimmt hat, hatten wir schon. War jetzt nicht ganz so erfolgreich.

  5. Thilo Schmidt

    @max

    Vorab eine Bitte: Es ist ein wenig müßig, wenn ich immer alles doppelt und dreifach richtig stellen muss, weil du meine Ausführungen vor lauter Empörung ständig in den falschen Hals kriegst. – Versuch doch bitte mal, sachlich zu bleiben …

    Deswegen zunächst ein paar Klarstellungen:

    „Selbstverständlich wolltest Du nur darauf hinweisen, dass Atomenergie für alle Beteiligten eine prima Sache ist.“ – In meinem Kommentar heißt es: „…habe ich darauf hingewiesen, dass die Atomenergie sowohl für den Staat als auch für die privaten Energieversorgungsunternehmen eine prima Sache ist“ – Ist das für dich etwa das Gleiche?

    „Auch um den Spiegel geht es Dir nicht. Wieso Du Dich auf genau dieses Thema gemeldet hast, bleibt dann wahrscheinlich Dein Geheimnis.“ – Tust du hier nur erstaunt oder hast du die Klarstellung aus meinem letzten Kommentar wirklich nicht verstanden? – Also jetzt mal im Einzelnen: 1. Die BERICHTERSTATTUNG des Spiegels ist EINE Sache – um über die urteilen zu können, sollte man das Blatt in der Tat schon mal gelesen haben. Aber: Das war nicht mein Thema! 2. Mein Thema war nämlich die ANZEIGENAKQUISE des Spiegels, die Herr Steinhöfel für skandalös hält. Es mag ja sein, dass die Berichterstattung des Spiegels eines DEINER Leib- und Magenthemen ist, aber das heißt doch nicht, dass sie das auch für den Rest der Welt sein müsste …

    Im Übrigen solltest du dich mal entscheiden: Einerseits schimpfst du auf das „Käseblatt“ und nimmst Leute nicht ernst, die es lesen, andererseits entrüstest du dich hier darüber, dass ich es NICHT LESE! – Ja was denn nun? Du kannst nicht beides haben …

    „Es ist nur so, dass die Situation mit Sicherheit nie so gefährlich war, ist und sein wird, wie es die deutschen Medien, allen voran der …(erinnerst Du Dich, es geht um die Zeitschrift, die Du gar nicht liest) dargestellt haben.“ – Na, endlich redest du mal Klartext, DAMIT kann ich etwas anfangen! – Du verfügst also über „Fakten“ und „fassbare Daten“, die für die Urteilsbildung entscheidend sind und die einem ahnungslosen Zeitgenossen wie mir fehlen – Kleiner Tipp: Schreib diese Informationen beim nächsten Mal doch gleich hin, anstatt darüber in die Luft zu gehen, dass es Leute gibt, die die Stirn haben, nicht auf deinem Wissensstand zu sein.

    „Immerhin habe ich Dir unterstellt, dass Du Freunde hast. War etwas voreilig, geb ich zu.“ – Ha, ha – der hat mir gefallen. Allerdings halte ich es mit derartigen Übergängen in Streitgesprächen wie Christopher Hitchens … in dem Sinne: Danke für das Kompliment.

    „Die Grösse, über allem zu stehen, und sei’s nur über dem was nicht so in mein gutmenschliches Weltbild passt, hab ich schlechter Mensch nicht.“ – Noch einmal: Mit der Moral habe ich es nicht so. Zwar gibt es auf dem weiten Feld der bürgerlichen Meinungsäußerung anscheinend nur noch zwei Varianten von Kritik – entweder, man wirft seinem Gegenüber moralische Verkommenheit vor, oder man zeiht es der Dummheit (verschärfte Variante: der Verrücktheit), aber das muss doch nicht heißen, dass man nicht zur Abwechslung mal eine sachliche Auseinandersetzung führen könnte, so ganz ohne ad personam zu gehen … – Oder sehe ich das falsch?

    So, und jetzt, wo der Kleinscheiß beiseite geräumt ist, mal Butter bei die Fische: Grundsätzliche Kritik ist offensichtlich nicht dein Ding; was sagst du dann zu folgendem Argument:

    Ja, du hast völlig recht, wenn du sagst, dass jede Volkswirtschaft Energie benötigt. Entscheidend für die Beantwortung der Frage, wie diese Energieversorgung organisiert und durchgeführt wird, ist DER ÖKONOMISCHE ZWECK einer Volkswirtschaft. In marktwirtschaftlichen Nationalökonomien besteht dieser zentrale, alles bestimmende Zweck in der GELDVERMEHRUNG (ganz schlicht: Brot wird nicht gebacken und unter die Leute gebracht, damit die was zu essen haben, sondern um mit Produktion und Verkauf einen in Geld bezifferten Gewinn zu erzielen). Das heißt, dass der Zweck der Produktion im Kapitalismus nicht in Bedürfnisbefriedigung besteht, sondern dass die Bedürfnisse die Rolle des auszunutzenden Mittels für die Realisierung des tatsächlichen Zwecks spielen; weswegen sie auch nur in Betracht kommen, wenn der Bedürftige über ausreichend Zahlungsfähigkeit verfügt. Und auch wer flüssig ist und tatsächlich als Kunde agieren kann, bekommt an der Gebrauchswertqualität der Waren des Öfteren zu spüren, dass er nicht „der König“ ist – als solcher hätte er sich beispielsweise sicherlich kein Dioxin in Hühnereiern bestellt … Ebenso sind die Springquellen des materiellen Reichtums einer kapitalistischen Gesellschaft, also Natur und Arbeitskraft, lediglich MITTEL für die Gewinnerzielung. Dementsprechend rücksichtslos werden sie auch benutzt. Dass es darüber nicht zur Zerstörung dieser Springquellen kommt (was das Ende des Kapitalismus bedeuten würde), ist eine der Aufgaben, die die bürgerliche Staatsgewalt wahrnimmt: Mit Umweltschutzbestimmungen und Arbeitsrecht werden die Produktionsmitteleigentümer zu Einschränkungen des Verschleißes gezwungen, die sie von sich aus nie im Leben vornehmen würden – weswegen sie qua hoheitlicher Gewalt und zu ihrem eigenen Besten dazu gezwungen werden müssen. – Und auch wenn das Gejammere über derartige „Behinderungen des freien Unternehmertums“ bis heute nicht ausgestorben ist, die schlichte Wahrheit ist, dass diese staatlichen Beschränkungen notwendig sind für den Fortbestand dieser Produktionsweise (und damit natürlich auch den Verschleiß, in geordneten Bahnen, aufrechterhalten).

    – Und jetzt mal ein Fazit: Wäre es angesichts dieses antagonistischen Verhaus nicht eine gute Idee, eine Produktionsweise einzurichten, in der der Zweck die Bedürfnisbefriedigung ist und in der demzufolge auch die Arbeit so organisiert wird, dass sie nicht mit diesem Zweck kollidiert?

  6. max

    Lieber Thilo, wie wärs, mal ein Posting mit Inhalt? Keine konstruktive Kritik, weil man lieber nicht fassbar ist? Und das ist keine Dummschwätzerei? Lieber Thilo, eine Volkswirtschaft braucht Energie. Die muss erzeugt werden. Nicht theoretisch, sondern praktisch, auf welchen „Standpunkt“ Du auch immer Dich zurückziehen willst.
    Ok, Du bist kein Mitglied bei Attac. Wunderbar. Deine Kritik ist selbstverständlich grundsätzlicher. Was denn sonst. Eine Nummer kleiner geht ja nicht. Darf’s der berühmte dritte Weg sein? Oder belässt Du es beim bereits bekannten zweiten Weg? Aber natürlich ist die Vermehrung von „Geldreichtum“ eine ganz, ganz schlechte Sache.
    Implizieren wolltest Du selbstverständlich auch nichts, wäre auch blöde gewesen. Selbstverständlich wolltest Du nur darauf hinweisen, dass Atomenergie für alle Beteiligten eine prima Sache ist.
    Auch um den Spiegel geht es Dir nicht. Wieso Du Dich auf genau dieses Thema gemeldet hast, bleibt dann wahrscheinlich Dein Geheimnis.
    Natürlich interpretiere ich auch Dein „bis jetzt“ völlig falsch, schliesslich hast Du es weder gross geschrieben, noch kursiv noch wahrscheinlich überhaupt. Auf jeden Fall nicht so, dass Du dafür Verantwortung übernehmen würdest.
    Dass die Situation in Japan ungefährlich sei, habe ich genau wo geschrieben? Es ist nur so, dass die Situation mit Sicherheit nie so gefährlich war, ist und sein wird, wie es die deutschen Medien, allen voran der …(erinnerst Du Dich, es geht um die Zeitschrift, die Du gar nicht liest) dargestellt haben. Die Fakten, sprich die fassbaren Daten und deren Entwicklung, sprechen schlicht dagegen. Selbstverständlich gibt es ein Problem. Dies wird aber, den Fachleuten gemäss, ein sehr lokales bleiben. Natürlich kämpfen aber Hetkämper und Konsorten gemäss, die „Arbeiter“ vor Ort immer noch „verzweifelt gegen den Super-Gau“.
    Selbstverständlich sind meine Einschätzungen Deiner Person verbiestertes Geschimpfe, weisen unklare Bezüge und Zurechtweisungen auf. Alles Komplexitätsreduktionen. Immerhin habe ich Dir unterstellt, dass Du Freunde hast. War etwas voreilig, geb ich zu.
    Ups, war wohl wieder einmal eine Ueberspitzung. Tut mir leid. Die Grösse, über allem zu stehen, und sei’s nur über dem was nicht so in mein gutmenschliches Weltbild passt, hab ich schlechter Mensch nicht.

  7. Thilo Schmidt

    @max

    Du willst mich also auf „konstruktive Kritik“ festnageln. – Dabei ist unterstellt, dass die Sache, um deren Verbesserung man sich da mit seiner Kritik bemühen sollte, auch verbesserungswürdig ist. – Was aber, wenn man auf dem Standpunkt gar nicht steht? (Kleiner Tipp: Das Gegenteil von konstruktiver Kritik ist nicht „Dummschwatzen“, sondern destruktive Kritik … eine Kritik die ihrem Gegenstand nicht in derart inniger Zuneigung verbunden ist, dass sie auch noch verborgenes positives Potential in ihm entdeckt und zur Entfaltung bringen will, sondern die eher für die ersatzlose Streichung argumentiert.)

    „Du wolltest, moralisch überlegen, wie Leute wie Du halt mal sind, die Dinge mal gerade rücken.“ – Wie gesagt, mit Moral habe ich es nicht so, korrekte Gedanken und rational begründete Interessen reichen mir völlig.

    Du hast bei mir also „Kapitalismuskritik“ entdeckt. – Da liegst du richtig. Interessant ist aber, wie du dann weitermachst: Du fragst mich, ob ich „etwa auch noch Attac-Mitglied“ sei. Und damit hat sich die Sache für dich auch schon erledigt. – Dazu eine Klarstellung: Eine Organisation, die (wie der Name schon sagt) das Ziel verfolgt, eine Besteuerung von Finanztransaktionsgewinnen zu erwirken, die also lediglich kleine Veränderungen am kapitalistischen business as usual anstrebt, um gewisse Folgen der kapitalistischen Bewirtschaftung des Globus abzumildern, die ist nun nicht gerade die erste Adresse für Kapitalismuskritik, weswegen ich mit den Jungs und Mädels auch nichts am Hut habe. – Ich halte es da eher mit einer Kapitalismuskritik, die den Zweck dieser Produktionsweise (die Vermehrung von Geldreichtum) theoretisch aufs Korn nimmt und nachweist, warum es sich bei den „Missständen“, die Leute wie die von Attac immerzu anprangern, mitnichten um etwas handelt, was gar nicht sein müsste und was sich mit etwas mehr gutem Willen spielend aus der Welt schaffen ließe, sondern um notwendige Konsequenzen der Verfolgung dieses ökonomischen Zwecks.
    Und im Übrigen ist das zackige Einsortieren von Leuten anderer Meinung („Du bist doch auch so einer!“) kein Argument.

    „Ein Angebot für einen Markt, der dieses Angebot, wie Du implizierst, eigentlich nicht will?“ – Ich hab keine Ahnung, wie du darauf kommst, dass ich so etwas implizieren wollte. Im betreffenden Absatz habe ich darauf hingewiesen, dass die Atomenergie sowohl für den Staat als auch für die privaten Energieversorgungsunternehmen eine prima Sache ist. – Ist dem nicht so?

    „Anscheinend kannst Du auch Meinungen von Fakten nicht so richtig unterscheiden.“ – Worauf beziehst du dich hier?

    „Und falls Du Dich erinnern kannst ging es ursprünglich um den Spiegel.“ – Ja, und zwar genauer gesagt um gewisse Praktiken bei der Anzeigenakquise des Spiegels; und um sich über die ein Urteil erlauben zu können, braucht man „dieses Käseblatt“ auch gar nicht zu lesen. – Sei doch froh, dass ich nicht auch zu den Leuten zähle, die „mehr wissen“!

    „Noch was zum Begriff “bis jetzt”: …“ – Hier irrst du dich, wenn du glaubst, dass wir die Formulierung ‚bis jetzt‘ unterschiedlich gebrauchen würden: Wenn du sagst, dass es bis jetzt keine Toten gegeben hat, dann ist das natürlich eine Tatsachenfeststellung – die ich (du wirst dich erinnern) auch gar nicht bestritten habe. Aber gleichzeitig schränkst du deine Aussage mit diesen zwei Wörtern ein (ob du das willst oder nicht, aber das ist nun mal ihre Bedeutung): Du sagst, dass die von dir gemachte Aussage dem Stand der Tatsachen zum jetzigen Zeitpunkt entspreche, und dass etwaige zukünftige Entwicklungen nicht dein Thema sind. – So habe ich dich auch verstanden. Das „bedeutungsschwangere ‚bis jetzt'“, was du bei mir gefunden zu haben meinst, ist eine Überinterpretation von dir: Diese Differenz wäre nämlich eine der Betonung gewesen und von den einschlägigen Mitteln, um eine solche in einem geschriebenen Text zu machen (Großschreibung, Fett- o. Kursivsetzung, Ausrufezeichen) hatte ich gar keinen Gebrauch gemacht – weil ich nichts hervorheben wollte. Ich habe lediglich, nüchtern und sachlich, ausgeführt, dass man in Anbetracht der Beschaffenheit des Falls – es geht schließlich um radioaktive Strahlung – den Umstand, dass es bis jetzt keine Toten gibt, nicht als Beleg dafür nehmen sollte, dass die Situation ungefährlich sei. – Wie gefährlich sie ist, lässt sich leicht an den Sicherheitsmaßnahmen des japanischen Staates erkennen.

    „Uebrigens, lieber Thilo, irgendwelch Schlüsse aus diesem Vorfall habe ich nirgends gezogen.“ – Hier weiß ich auch wieder nicht, worauf du dich beziehst. – Du magst meine Kommentare ja für „Geschwurbel“ halten, aber ich habe es mit deiner Melange aus verbiestertem Geschimpfe, unklaren Bezügen und Zurechtweisungen auch nicht gerade leicht … Das geht doch sicherlich noch ein bisschen klarer und verständlicher!

    „Im Gegensatz zu Deinen Freunden …“ – Ein alter Hut, ich dachte, das wäre nun wirklich abgehakt: Du hast keine Ahnung, wer meine Freunde sind, mit derartigen Kategorisierungen sorgst du nur für Übersichtlichkeit in deinem Oberstübchen. – Wie gesagt, Komplexitätsreduktion for Dummies … lass das besser sein.

  8. max

    Ach göttchen Thilo, schon wieder so ein Geschwurbel. Neee so einfach nicht, mein Lieber. Ohne Angabe von Alternativen keine konstruktive Kritik, sonst bleibt es beim Dummschwatzen. Selbstverständlich war das nicht Dein Thema, natürlich nicht. Du wolltest, moralisch überlegen, wie Leute wie Du halt mal sind, die Dinge mal gerade rücken. Vielleicht, so in Bezug auf den Begriff Oberlehrer, erinnerst Du Dich daran. Selbstverständlich kommt dann auch noch die Kapitalismuskritik (bist Du etwa auch noch Attac Mitglied?). Ein „unwiderstehliches Angebot“ Fehlt ja nur noch die Formulierung „ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte“. Sag mal, meinst Du das ernst oder beeinflusst Dich der erst kürzlich beendete Karneval noch? Ein Angebot für einen Markt, der dieses Angebot, wie Du implizierst, eigentlich nicht will?
    Anscheinend kannst Du auch Meinungen von Fakten nicht so richtig unterscheiden. Deine Meinung kannst Du haben, geschenkt (wahrscheinlich wirst du Dich jetzt superironisch dafür bedanken). Aergert mich nicht die Bohne. Wenn aber Meinungsbildung durch absichtliche Falschmeldungen, Falschgewichtungen beeinflusst wird, ärgert mich das sehr. Und falls Du Dich erinnern kannst ging es ursprünglich um den Spiegel. Genau den Spiegel, der so verfährt, und den Du ja gar nicht liest. Der durch seine Panikmache seine Auflage in die Höhe treibt und damit bei Anzeigekunden mehr Geld machen will.
    Einen eigenen Blog brauche ich auch unironisch nicht zu betreiben, den gibt es schon, lieber Thilo. Er nennt sich Zettels Raum. Vielleicht schaust Du dort mal rein.
    Noch was zum Begriff „bis jetzt“: solltest Du das als Zitat gemeint haben, erkundige Dich doch bitte mal über Sinn und Zweck eines Zitats. Als ich schrieb, dass es bis jetzt genau Null Tote wegen Radioaktivität gegeben habe, entsprach das keiner Vorahnung und keinem Wunsch, sondern war und ist immer noch eine Tatsache. Kleiner Unterschied zu Deinem Sprachgebrauch. Du verstehen?
    Uebrigens, lieber Thilo, irgendwelch Schlüsse aus diesem Vorfall habe ich nirgends gezogen. Wie auch die Fachleute, die auf Sendern wie CNN, NBC, ABC, BBC, Al Jazeera, France 24 etc. zu Wort kommen, und die mir zur Zeit als Informationsquellen dienen, nicht. Im Gegensatz zu Deinen Freunden. Die wissen jetzt schon, dass halb Japan (Achtung: Ueberspitzung) auf Generationen verseucht ist, die Arbeiter, die im Werk arbeiten innert Kürze sterben werden etc.

  9. Thilo Schmidt

    Nun ist „leer / ohne Inhalt“ zwar sicherlich nicht das Gleiche wie „das wollte ich nicht hören!“, aber nun gut. – Du vermisst in meinem Kommentar die „Alternativen“ – und damit hast du vollkommen recht: Die habe ich wirklich nicht geliefert; genauso wie ich, beispielsweise, auch kein brauchbares Rezept für Pizzateig angegeben habe (sprich: Das war auch nicht mein Thema, weswegen es jetzt ein bisschen matt ist, mir dies als Mangel vorhalten zu wollen). Was du dem Kommentar hingegen sehr wohl hättest entnehmen können, ist der GRUND, warum ich mich nicht als ideeller Energieminister aufspiele und mir den Kopf darüber zerbreche, wie „wir“ „unser Energieproblem“ lösen könnten: Unter Punkt 2 hatte ich aufgeführt, welche Interessen in modernen kapitalistisch bewirtschafteten und demokratisch regierten Nationen die maßgeblichen sind und darüber entscheiden, wie das Gemeinwesen mit Energie versorgt wird. Und ich meinte es durchaus ernst, als ich gesagt habe, das für DIESE Interessen die Atomenergie ein unwiderstehliches Angebot ist. Nur, um sich dazu „Alternativen“ auszudenken, dafür müsste man schon den Standpunkt dieser Interessen teilen. – Also, wenn du meinst, dass es eine prima Sache sei, dass moderne Staatsgewalten ihre Gesellschaften zu Geldvermehrungsmaschinen und zu schlagkräftigen Waffen in der politischen und ökonomischen Staatenkonkurrenz zurechtmodeln, und dass die Bevölkerung mit der Rolle der menschlichen Manövriermasse in diesem Konkurrenzkampf schon bestens bedient sei – ja, dann kannst du dir auch ruhig den Kopf der tatsächlich entscheidungsbefugten Figuren zerbrechen, wenn du gerade nichts Besseres zu tun hast. Aber du solltest nicht von jemandem, der diese Interessen nicht teilt, verlangen, dass er das gefälligst auch tue.

    Auch aus einem anderen Grund ist die an Leute wie mich gerichtete Forderung nach „Alternativen“ albern: Hier werden mit hoheitlicher Gewalt staatliche Interessen durchgesetzt, den „bunten Wettstreit der Ideen“, in dem die „beste Lösung“ ermittelt wird und zu dem ich deiner Ansicht nach meinen Beitrag schuldig bleibe, den gibt es nur in deinem Kopf. Das ist lediglich das idealisierte Bild demokratischer Herrschaft.

    Was die Sache mit dem Vorwurf des Oberlehrertums anbelangt, so lässt sich die schnell beiseite räumen: Du hast dich doch auch nur auf meinen Kommentar hin zu Wort gemeldet, weil du meinst mir etwas Neues mitzuteilen zu haben oder weil du mich auf gedankliche Fehler hinweisen wolltest. – Tja, da geht es dir wie mir! Der Vorwurf „Oberlehrer!“ ist in einer sachlichen Auseinandersetzung also reichlich fehl am Platze. Großer Beliebtheit erfreut er sich jedoch bei Leuten, die Kritik schnurstracks als persönliche Beleidigung auffassen, weil sie auf dem Standpunkt stehen, dass sie als geborene Alleswisser und -versteher jawohl den absoluten Durchblick hätten und sich deswegen von niemanden unter der Sonne etwas sagen zu lassen bräuchten. – Dieser Standpunkt ist im günstigsten Falle albern, im schlechtsten größenwahnsinnig. – Überleg dir, ob du die Stellung wirklich halten willst …

    Und da mein Ruf in dieser Hinsicht eh schon gründlich ruiniert ist (immerhin habe ich mich „bereits zum zweiten Mal“(!) dieses Vergehens schuldig gemacht), hier noch ein kleiner Tipp: Wenn du mir den Vorwurf „Oberlehrer!“ um die Ohren hauen willst, dann solltest du in den zwei Sätzen davor nicht so etwas schreiben wie „Würdest Du Dich informieren, wüsstest Du das. Tust Du aber nicht.“ – Die Szene, die vor meinem geistigen Auge ersteht, wenn ich diese Worte auf mich wirken lasse, mindert die Schlagkraft des Vorwurfes nämlich erheblich: Das Cordsakko mit den Wildlederflicken an den Ellenbogen, der Geruch nach Zigarettenqualm und saurem Atem, der gereckte Zeigefinger; und die dröhnende Stimme meines alten Lateinpaukers, wie er vor mir steht und sagt: „Das wüsstest du, wenn du deine Hausaufgaben gemacht hättest. Hast du aber nicht!“ – Do you catch my drift?

    Davon abgesehen, verstehe ich diesen Vorwurf inhaltlich nicht: Ich sollte mich deiner Meinung nach also besser schlau darüber machen, was in Zeitungsartikeln, die ich, wie gesagt, NICHT LESE, alles falsch und erlogen ist? – Warum, bitte schön, denn das? – Meine Schulter ist wirklich der falsche Ort, um dich über den pösen Spiegel auszuweinen (Sorry, ich konnte nicht widerstehen). Wenn dich das so wurmt, dann mach doch einfach so etwas wie dieser Typ mit seinem „Bildblog“ oder die Autonomen mit ihren diversen „alternativen Informationsnetzwerken“. – Viel Glück dabei (das meine ganz unironisch).

    Das von dir bemängelte „bedeutungsschwangere ‚bis jetzt'“ ist übrigens ein (sinngemäßes – ich hatte „bevor“ geschrieben) Zitat von dir, aus deinem eigenen Kommentar (Kommentar Nr. 14, Zeile 4). Und mir ging es dabei auch gar nicht um die Bedeutungsschwangerschaft der Formulierung, sondern um die (dir als Experten für Atomphysik und Humanmedizin bzw. als optimal informiertem Laien natürlich längst bekannte) banale Tatsache, dass es angesichts noch laufender Rettungs- und Reparaturaktionen in Fukushima I vielleicht doch ein bisschen früh ist, ein abschließendes Urteil über Gefährlichkeit und Folgen der Havarie zu fällen. – Die Sache ist noch nicht entschieden; und (aber das weißt du natürlich auch schon längst, missversteh das also bitte nicht als Belehrungsversuch) bei radioaktiver Strahlung gibt es ja noch die ärgerlichen Langzeitwirkungen. – Da sollte man vielleicht nicht schon nach sieben Tagen den Deckel auf die Angelegenheit draufmachen.

  10. max

    Wunderschön gesagt, lieber Thilo. Nur ohne Inhalt. Wo sind die Alternativen? Nix! Der Spiegel macht nicht „meiner Meinung nach“ auf Panik, er desinformiert wissentlich. Wie übrigens ARD/ZDF auch. Es sind nicht die „Schlüsse, die Spiegel Leser“ daraus ziehen könnten, die mich ärgern (Wer den Spiegel liest und einen anderen Schluss daraus zieht, als dieses Käseblatt nicht mehr zu kaufen, kann ich sowieso nicht ernst nehmen). Es ist die leicht zu durchschauende politische Agenda, die hier abgearbeitet wird. So werden z.B. klare Falschmeldungen prinzipiell nie korrigiert. Daten werden aus dem Zusammenhang gerissen. Würdest Du Dich informieren, wüsstest Du das. Tust Du aber nicht. Du gebärdest Dich lieber (bereits zum zweiten Mal) als Oberlehrer.
    Radioaktivität kann tödlich sein? Uiuiui, Ueberraschung! Danke für die Info. Und dann noch das bedeutungsschwangere „bis jetzt“. Was für ein Argument. Die selbe Taktik wie bei der Klimaerwärmung. Jetzt mal Panik schüren und wenn es dann doch ganz anders kommt, entweder rauswinden oder die nächste Sau durchs Dorf treiben.