Wer ohnehin eine sehr niedrige Meinung von der Publikation „Spiegel“ und eine noch niedrigere Meinung von „spiegel online“ hat, ist durch Machenschaften aus diesem Hause nicht mehr so leicht zu überraschen. Heute ist es passiert.
Zweifellos haben sich beide Medien bei der Berichterstattung über das Erdbeben und den Tsunami IN Japan besonders hervorgetan. Sie waren dabei weniger den Gründsätzen journalistischer Seriösität, dafür umso mehr ihrer politischen Agenda verpflichtet. Panikmache, Falschmeldungen und die den Weltuntergang herbeischreienden Schlagzeilen lösten sich im Minutentakt ab. Die Brandstifter dieser Hysterie sitzen im Spiegel-Hochhaus. Zweifellos gibt es Gesinnungsgenossen in anderen Medien.
Dies ist die ein Seite der Medaille. Die andere verursacht Abscheu und Ekel:
Die Vermarktung des Spiegel-Verlages ruft derzeit ihre Anzeigenkunden an und bietet – für die Print-Ausgabe zwei Wochen nach Anzeigenschluß! – „last-minute-Angebote“. Die Zugriffe auf spiegel-online gingen aufgrund der Katastrophe in Japan durch die Decke, selbiges sei auch bei der nächsten Printausgabe zu erwarten.
Die Katastrophe als Akquisegrund. Geschäftemacherei mit dem Leid!
© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2011
@max
Da hast du so einiges in den falschen Hals gekriegt, ich versuche es mal etwas zu ordnen:
1. Keine Ahnung, wie du darauf kommst, dass ich die Rolle der „moralischen Oberinstanz“ für mich reklamieren würde; ging es mir doch gerade darum, der laufenden Debatte ein wenig von ihrer moralischen Aufgeblasenheit abzulassen und einmal an das zu erinnern, worum es hier letztlich wirklich geht: Um Geschäftsinteressen und das, was aus ihnen folgt / folgen kann. – Mit der Moral hab ich es nämlich nicht so: Die über jeden Zweifel erhabenen guten Gründe, die noch jeder seinem Tun und Trachten hinterherzuschieben weiß, die sollte man wirklich nicht für eine erschöpfende Auskunft über die GRÜNDE desselben halten.
2. Und auf diese Gründe solltest vielleicht gerade du einmal einen etwas genaueren Blick werfen: Meinst du im Ernst, dass es beim Bau von AKWs einfach darum geht, das Problem „Energieversorgung“ einer Lösung zuzuführen, so nach dem Motto „wie kriegt Frau Kamata ihren Toaster in Gang“? – Das ist lediglich die moralische Rechtfertigung, wie sie von den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern bemüht wird. Denn eins ist ja klar: Wenn Frau Kamata ihre Stromrechnung nicht zahlt, dann wird auch nichts aus dem getoasteten Frühstücksschnittchen. – Also: Hier wie bei jeder anderen Ware geht es nicht darum, einen vorhandenen Bedarf zu befriedigen, sondern darum, die zahlungsfähige Nachfrage für den Zweck der Geldvermehrung zu benutzen.
Im Bereich der Energiewirtschaft hat die Staatsmacht zudem noch einige Sonderinteressen: Die Energieversorgung ist wesentlicher Bestandteil der Infrastruktur einer Nationalökonomie, also eine der Grundvoraussetzungen fürs Wirtschaftswachstum, und damit für den wesentlichen Staatszweck in kapitalistisch rechnenden Gemeinwesen. Obendrein kommt hier noch das strategische Interesse der Staatsmacht ins Spiel: Gerade die kapitalistisch erfolgreichen Nationen (also die mit einem hohen Energieverbrauch), versuchen, wo es nur geht, ihre Abhängigkeit von Energieträgerexporten aus dem Ausland zu minimieren – was, von der Warte des Staates aus betrachtet, sehr für Atomenergie spricht. Ebenfalls nicht zu vergessen ist der Gesichtspunkt der „Volksgesundheit“: Du wirst mir sicherlich rechtgeben, dass die ausgeklügelten Sicherheitssysteme in modernen AKWs sich einer schlichten Tatsache verdanken: Die Atomtechnik birgt das ein oder andere Risiko für Gesundheit und Benutzbarkeit von Land und Leuten in sich. – Diese verschiedenen ökonomischen und politischen Interessen werden nun in ein Verhältnis zueinander gesetzt und gegeneinander abgewogen, um eine für die Bewirtschaftung des Standortes optimale Energieversorgung zu gewährleisten, inkl. des notorischen „Restrisikos“ für das humane Inventar eben dieses Standortes.
3. Was die korrekte Einschätzung der Gefahren der Atomenergie anbelangt, so musst du hier wirklich nicht so ein Buhei machen: Deiner Ansicht nach betreibt der Spiegel also „Panikmache“, weil er die möglichen Folgen der Havarie in Fukushima I in grellen Farben brettlbreit ausmalt. – Ich verfolge die Berichterstattung des Spiegels zwar nicht, aber ich glaube dir, dass das schon so sein wird. Was dich stört, dürfte dann wohl weniger die Art der Berichterstattung selbst sein, sondern eher eine der möglichen Schlussfolgerungen, die der Spiegel-Leser aus den betreffenden Artikeln ziehen könnte, nämlich die, dass diese Technik viel zu gefährlich sei, als dass man sich ihrer bedienen sollte. – Was hast du dem entgegenzusetzen? – Eine steile Behauptung: Wer sich umfassend informiert habe, der wisse, dass das alles nicht so tragisch sei … Wie gesagt: Halt doch einfach mal fest, was für ein sicherheitstechnischer Aufwand für ein AKW betrieben wird und wie die japanische Regierung zur Zeit auf die Geschehnisse in Fukushima I reagiert. – Die Verantwortlichen wissen nämlich durchaus, wie gefährlich die Substanzen sind, mit denen in Reaktoren gearbeitet wird. Radioaktivität ist nämlich nicht „pöse“, sondern in gewissen Dosen tödlich; und im Falle eines größeren Unfalls sind ganze Landstriche dauerhaft verseucht. – Da kann kein umgefallenes Windrad mithalten …
Im Übrigen ist es vielleicht noch etwas früh, um sich hier weiter aus dem Fenster zu lehnen: Du selbst sagst ja, dass „bisher“ niemand tödlich verstrahlt wurde. – Wir werden sehen, wie es weitergeht.
4. Mir ist schon seit längerer Zeit bekannt, dass die Leute in Internetforen und Kommentarspalten in einer Art und Weise herumpampen, derer sie sich im normalen Leben eher selten bedienen, und es wundert mich auch nicht, dass es irgendwo in der digitalen Steppe einen „max“ gibt, der es nicht leiden kann, wenn andere seinen Standpunkt nicht teilen und der dann sehr schnell pampig wird … das kommt bei den Kreuzrittern der eigenen freien und unverwechselbaren Meinung schließlich regelmäßig vor. – Aber um der guten Debattenkultur willen solltest du vielleicht ein paar Grundregeln beachtet:
– „Alle in einen Sack und dann Knüppel drauf!“ mag zwar in manchen Lebenslagen (auch wenn ich nicht weiß in welchen) ein guter Tipp sein, aber in einer Debatte führt so etwas sehr leicht dazu, dass man dem Gegenüber mit Beschimpfungen und Vorwürfen kommt, die es gar nicht treffen – Komplexitätsreduktion for Dummies. Also: Wenn du von „Du und Deine Freunde“ sprichst, hast du keine Ahnung, wovon du redest; du imaginierst dir nur ein Kollektiv von aufreizenden Gegnern, das dein Blut so richtig schön in Wallung bringt, und auf welches es sich herrlich einprügeln lässt – aber das ist alles nur dein (reichlich autistisches) Privatvergnügen und hat mit deinem Gegenüber (hier: mit mir) nichts zu tun. (FYI: Mit den grünen Welterrettern habe ich wahrscheinlich genauso wenig Gemeinsamkeiten wie mit dir.)
– Der Standpunkt „wer eine andere Meinung hat als ich, ist einfach zu dämlich es einzusehen (sprich: meine Meinung zu teilen)“ ist, nun ja, wie soll ich es sagen? – Lachhaft? Kindisch? – Such dir was aus, das Entscheidende ist hier sowieso nur, dass du damit überhaupt nichts erreichst: Weder lieferst du ein gutes Argument für deinen Standpunkt, noch entkräftest du ein Argument der Gegenseite; du hast lediglich eine unnötig wortreiche Variante für das unter Kindern übliche „Du bist doof!“ gefunden – und dabei die erfrischende Direktheit des Originals über Bord geworfen.
– Und überhaupt: Verbale Kraftmeierei im Netz? – Ist das nicht das Gleiche wie gewisse Prahlereien, die man an Toilettentüren lesen kann? – Also: Sogar im Internet kommt es auf die handfesten Tatsachen an – hier sind das die Argumente.
Nö, gutester Thilo, ganz so ist das nicht. Wenn Du und Deine Freunde vor dem Erdbeben mal so eine ganz kleine Alternative für das geldgeile Japan betreffend Stromversorgung parat gehabt hättet, müsste man vielleicht jetzt beim Anblick Eurer Visagen nicht spontan kotzen.
Vielleicht darf ich Dir auch in Erinnerung rufen, Du moralische Oberinstanz, dass es bis jetzt genau Null Tote wegen der pösen Radioaktivität gab, dafür den einen oder anderen Toten wegen des Erdbebens und des Tsunamis. Kritisierst Du jetzt auch Wohnen in erdbebengefährdeten Lagen? Oder der Spiegel das Leben am Meer?
Würde der Spiegel informieren, statt Panikmache zu betreiben und so seine ideologische Agenda abarbeiten, würde man ihm aus seinem Verhalten betreffend Anzeigekunden keinen Vorwurf machen können. So bedient er lediglich geifernde Ich-habs-schon immer gewusst Gaffer wie Dich, die offensichtlich zu dämlich sind, sich umfassend zu informieren.
Spon hat es geschafft einen weiteren Höhepunkt der Geschmacklosigkeiten zu erreichen:
Der Kampf gegen Atomkraft wird mit dem gegen die Nazis und für die Demokratie in Zusammenhang gebracht:
„Ich glaubte an Hitler und seine Botschaft bis zuletzt. Erst Jahre nach dem Krieg begriff ich langsam, dass es nicht genügt, sich alle vier Jahre an der Wahlurne fragen zu lassen: Wie hätten Sie’s denn politisch gerne? Sondern, dass man sich als Bürger eines einigermaßen funktionierenden demokratischen Systems ständig mitverantwortlich für die Politik seines Landes und damit auch für das Wohlergehen seiner Mitbürger zu fühlen hat.
Das sind die beiden Hauptgründe dafür, dass ich „Die Wolke“ schrieb: Ich nehme meine Leser ernst. Und ich nehme die Demokratie ernst. Dazu kommt: Ich möchte mich nicht von meinen Enkeln und Urenkeln fragen lassen (so, wie die Enkel und Urenkel nach der Nazi-Zeit ihre Eltern fragten): „Und du? Warum hast du nichts dagegen getan?“
Ich möchte ihnen antworten können: „Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten habe ich versucht, etwas gegen die Gefahren unserer Zeit zu tun!““
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,751287,00.html
Das nenne ich mal eine aparte Sichtweise, Herr Steinhöfel! – Da baut ein Energieversorgungsunternehmen ein Atomkraftwerk in erdbeben- und tsunamigefährdetem Gelände, um mit dem Verkauf des dort erzeugten Stroms gute Geschäfte zu machen. – Das geht für jemanden Ihres Schlages vollkommen in Ordnung, und wer meint hieran Kritik anmelden zu müssen, kann nur ein verweichlichter Gutmensch sein, der sich vor den Herausforderungen unserer Zeit drücken will.
Aber wenn ein Medienunternehmen aus dem gleichen Geschäftsinteresse heraus (Sie wissen schon: aus Geld soll mehr Geld werden …) versucht, den 1A-content, den die Naturkatastrophe im Nordosten Japans und die laufende Unfallserie in Fukushima I inklusive des menschlichen Elends für kommerzielle Nachrichtenübermittler (und zwar, halten Sie Sich fest: für ALLE) darstellen, in optimaler Weise in klingende Münze umzuwandeln – da hört es für Sie dann schlagartig auf, da platzt Ihnen vor lauter moralischer Empörung doch glatt die Hutschnur! – Zu einer so dermaßen zielsicheren Indienstnahme des moralischen Empfindens kann man Ihnen nur gratulieren.
Schon der sonst für Klitschko-&-Co.-Events gebuchte Begriff LIVETICKER in diesem Kontext ist absolut pervers und verdient einen Ordnungsruf durch den Deutschen Presserat!
„SPIEGEL-Leser wissen mehr“ stellt schlichtweg eine Hypothese dar, deren Beweis bis dato aussteht. Das könnte dauern, vermutlich solange, bis der Papst heiratet. Bis dahin werden Wort-Drechsler resp. Sinn-Deuter dort eine gesicherte Heimstatt finden (Ausnahmen bestätigen die Regel, logo).
„Zerr-Spiegel“ wäre wohl der politisch korrekte Leitspruch gewesen, nur würden unter dieser Prämisse weder die Verblödung – geschweige das lukrative Anzeigengeschäft – wie geschmiert laufen.
Schön zu WISSEN (im besten Sinne des Wortes), dass es (außer J. Steinhöfels Blog) noch andere (gottlob blitzgescheite) Zeitgenossen/-innen gibt, die kraft Mobilisierung eigener Gehirnwindungen alternative Meinungsbildungsprozesse in Gang zu setzen imstande sind. Fündig wurde ich beispielsweise hier:
http://nb4s.wordpress.com/category/allgemein/spiegel-watch/
http://mugo.wordpress.com/2008/03/07/spiegel-leser-wissen-mehr-und-von-allem-nur-ein-bisschen/
Nein, überraschend ist dieses Verhalten von Medien nicht. Aber dennoch widerlich. Nichts dagegen, Geld zu verdienen, aber es gibt eben auch Grenzen. Die wiederum haben etwas mit Sitte und Moral, Anstand und Dezenz zu tun.
„Business is business“, wuerde der Amerikaner dazu sagen. Es lebe die freie Marktwirtschaft!
Spätestens als der spiegel die vermarkten von sarazzins rassenhygenische kamppamphlet übernahm war jeden klar wohin der spiegel treibt.
erinnert mich irgendwie daran, als der „ungefaerbte“ und sein steine werfender taxifahrer im wahlkampf auf einmal die anti-kriegs-karte zogen (und damit unter dem strich den krieg im irak ausloesten) um die wahl zu gewinnen. jetzt ziehen die melonen und das ganze linke gesockse die atom-karte, um an die macht zu kommen, damit sie deutschland in die steinzeit zurueck beamen koennen (schliesslich sollen sich die steinzeit-importe aus allahistan in deutschland noch wohler fuehlen)
Spiegel?? Ist das die Zeitschrift die immer Montags kommt und es sich noch nicht mal lohnt, die Titelseite zu lesen. Weil der Spiegel doch bekannt dafür ist, Panikmache zu betreiben. Bei den Redakteuren und Journalisten vom Spiegel, Spiegel – Online und Spiegel TV habe ich immer so das Gefühl, dass die alle aus dem damaligen Verlag und der dementsprechenden Hintergrundspartei und Organisation Neues Deutschland kommen.
Natürlich ist das empörend!
Doch – sind nicht Geschäfte mit dem Elend eine der menschlichsten Verhaltensweisen schlechthin?
Angesichts stetig sinkender Umsätze bei den Printmedien müssen auf Teufelkommraus Klicks (aber wer bitte klickt auf Webseiten auf Werbebanner??) und Auflagen erzeugt werden, wen interessiert da noch die Glaubwürdigkeit? Der Mensch an sich ist eine Fehlentwicklung der Natur, solange er mehr mit Emotionen als mit allem anderen rumfuchtelt! Leider bestätigt die Forschung, dass Ratio so gut wie nicht existiert, die Menschheit wird also noch Jahrzehnte von Ökofaschisten, Islamfaschisten, Christenfaschisten etc. pp. veralbert werden. Furchtbar.
Natürlich sind Großereignisse wie dieses immer ein gefundenes Fressen für alle Medien.
Allerdings finde ich tatsächlich sehr fragwürdig wie Spiegel hier noch kurzfristig einen Mehrgewinn erzielen möchte. Ich als Laie würde aber vermuten, dass es wenige Medien gibt die anders handeln würden…
Bis jetzt bin ich oft und gerne auf Spiegel online unterwegs.