Versailles 2.0

Ach, was leben wir doch in aufregenden Zeiten. Der Bundesverteidigungsminister wird ertappt, dass er bei den Fußnoten seiner Dissertation geschludert hat. Das ist ja auch wirklich wichtiger als seine Bundeswehrreform, die möglicherweise die Funktionsfähigkeit der Armee infrage stellt. Zudem: Bundesregierung, Bundesverfassungsgericht, Bundestag und Bundesrat ringen seit über einem Jahr darum, welcher denn nun der richtige Berechnungsweg für die Hartz-IV-Unterstützung ist und ob 4,7 Millionen Hilfeempfänger nun acht Euro im Monat statt fünf Euro zusätzlich bekommen sollten.

Während also mit großem Getöse Nichtigkeiten verhandelt werden, verschwinden durch die Hintertür rund 345 Milliarden Euro, die die Bundesregierung als Haftungssumme für den Euro zugesagt hat; möglicherweise sind es sogar 700 Milliarden, weil die Bundesbank riesige Dispokredite an andere Notenbanken im Euro-Raum vergeben musste. Ohne große öffentliche Aufmerksamkeit hat die Bundesregierung einer Ausweitung der Rettungspakete für Länder wie Griechenland, Irland und Portugal zugestimmt. Weil der notwendige Sparkurs diese Länder überfordert, muss die Rückzahlung nun im Wesentlichen von den Deutschen übernommen werden. Umfang und Verfahren, die mit wohlklingenden Namen wie Europäische Finanz-Stabilisierungs-Fazilität und Europäischer Finanzstabilitätsmechanismus getarnt sind. Vergessen Sie bitte die wohlfeilen Erklärungen, dass Bürgschaften nicht fällig werden oder dass diese nur zeitlich befristet seien. Tatsächlich geht es um die Etablierung einer gigantischen Umverteilungspumpe zulasten Deutschlands. Dies im Blick, ist Bundesbank-Präsident Axel Weber zurückgetreten. Er wurde durch Jens Weidmann, einen freundlichen jungen Mann aus der unmittelbaren Umgebung der Bundeskanzlerin, ersetzt. Hier droht keine Gefahr machohaften Polterns mehr, wenn die Bundesregierung umsetzt und die Bundesbank abnickt, was Jens Weidmann vorgedacht hat: die Euro-Umverteilung. Weiter bei wiwo.de.

Siehe auch aus Februar 2010: „Griechenland: Der Anfang vom Ende!“ (Zitat: „Griechenland ist pleite und der deutsche Steuerzahler wird die Zeche zahlen.“).

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Kommentare

  1. backtoroots

    …und vergessen Sie bitte nicht, was sonst noch auf uns zukömmen könnte in punkto Süd-Nord-Wanderung, will heißen: der Exodus aus den islamischen Ländern, die sich nachgerade in Auflösung befinden. Gut (oder auch nicht), daß unser EU-Mitglied Italien sozusagen als Puffer fungiert, all die zu erwartenden Massen zunächst für einen Moment aufzuhalten. Aber das ist nicht umsonst zu haben. Die EU hat ja für alles ein finanzielles Töpfchen parat und Italien bittet bereits um entsprechende Almosen für all die zu erwartenden Gäste aus Muslim-Land. Ich gebe zu, es klingt ein wenig zynisch, aber wir sollten uns hier in Erwartung dieser ungebetenen Gäste auf Einiges einstellen.

  2. Es ist in der Tat atemberaubend, um welche Summen der deutsche Steuerzahler, eher noch der Sparer, gebracht werden soll. Welche Partei der Opposition begehrt da auf? Wo sind sie nur, die leidenschaftlichen Bedenkenträger, die sich über jeden Fliegenschiß echauffieren? Ich sehe hier auch ein Versagen der Demokratie, wenn die Parteien und die Medien ein solch fundamentales Thema bestenfalls zweitrangig behandeln.
    Ich denke, der deutsche Wohlstand wird und soll gezielt vernichtet werden. Möglich ist das, weil
    -der deutsche Michel erst aufwacht, wenn er sich Ballermann auf Mallorca nicht mehr leisten kann oder die Sozialhilfe nicht mehr gezahlt wird,
    -die Bessergestellten und Beamten sich nicht vorstellen können, daß sie im Alter nicht mehr über den erwarteten Wohlstand verfügen werden,
    -die Akteure dieser Wohlstandsvernichtung sich persönlich sicher wähnen vor den Folgen ihres Handelns.
    Zu den im Artikel erwähnten Kosten kommen ja noch die Pensionslasten, der Ökostromausbau mit Netz und Speicherung und die (Zwangs)Sanierung der Häuser, letzteres allein mit 3 Billionen € veranschlagt.
    Der deutsche Wohlstand wird sterben -still und leise. Und das Sterben hat bereits begonnen.