Letter from Cape Town – Haiangeln am Badestrand

Am 14.01.2010 hielt ich mich, dem klassischen Muster meines jährlichen Migrationsverhaltens folgend, ein paar hundert Meter vor dem Kap der Guten Hoffung auf und hatte einen überaus kämpferischen Yellowtail im Drill. Es mag für die Kreatur schon schlimm genug gewesen sein, auf einen Kunstköder hereinzufallen. Aber es sollte noch dicker kommen. Der Fisch fand sich nämlich plötzlich ohne seine hintere Hälfte wieder. Ein Hai hatte daran Geschmack gefunden. Mich mit Kopf und Köder sprachlos zurücklassend.

Yellowtail. Hintere Hälfte vom Hai beschlagnahmt

Yellowtail. Hintere Hälfte vom Hai beschlagnahmt

Normalerweise hätte das sicherlich auch meinen Freund M. (hier ist aufgrund mangelnder Seefestigkeit Diskretion geboten) interessiert, einen gebürtigen Rheingauer. M. war allerdings primär mit der fachgerechten Entsorgung seines Mageninhaltes über die Reling befasst. Kurz zuvor hatte er noch irgendetwas wie „die Wellen kotzen mich an“ gemurmelt.

Vor dem Kap der Guten Hoffnung

Vor dem Kap der Guten Hoffnung

Bei dem Hai, der meinen Fisch stahl, handelte es sich um einen Bronzehai, vor Ort schlicht Bronzee genannt. Diese Spezies, und natürlich auch der Weiße Hai, kommt hier recht häufig vor und wird bis zu 5 Zentner schwer.

Einige Stunden später, wieder an Land und mit Marcus in besserer Verfassung, lernte ich Greg Kellermann kennen. Er arbeitet in einem kleinen Angelfachgeschäft in Gordon’s Bay, ca. 50 km von Kapstadt entfernt und direkt an der False Bay. Eine Bucht, die für ihren Haireichtum bekannt ist. Das Zitat in Wikipedia „Attacken von Haien auf Menschen sind in der False Bay nicht bekannt.“ ist blühender, unverantwortlicher Unsinn. Erst vor ca. zwei Wochen hat es wieder jemanden erwischt. Haiattacken kommen in der False Bay immer wieder vor.

Die Südafrikaner sind groß darin, Versprechungen zu machen. Werden ihre Beteuerungen dann auch noch mit „100 Percent“ untermauert, ist allergrößte Vorsicht geboten. Eine gewisse Skepsis beschlich daher den Autoren und part-time-resident, als Greg von seinen Haitrips mit Fanggarantie berichtete. Aber gut, für 1.000,00 südafrikanische Rand (nicht ganz € 100,00) wollte ich mich gerne auf den Spaß einlassen. Dann erfuhr ich, dass nicht ein wahnsinnig günstiger Bootstrip angeboten wurde, sondern den blutrünstigen Menschenfressern vom Strand aus nachgestellt werden würde. Südafrikaurlauber werden spätestens jetzt beginnen, sich erste Notizen zu machen.

Am 26. Januar stiegen Greg und ich in seinen mit Angelkrimskrams vollgemüllten Kombi und suchten die Küste von Gordon’s Bay Richtung Kap nach erfolgversprechenden Plätzen ab. Keine Ahnung, wonach Greg Ausschau hielt, aber schließlich entschied er sich für diesen malerischen „Badestrand“.

Haiangelstrand

Haiangelstrand

Dieser leckere Kopf eines Yellowtails, fachgerecht für den Hai zubereitet, wurde dann mit einer ca. 4 m langen Rute über die Brandung hinweg ca. 80 bis 100 m weit hinaus befördert.

Schmackhaftes Haihäppchen

Schmackhaftes Haihäppchen

6 Minuten später schlug es in der Rute ein. Greg meinte: „Shark“. Der Fisch ging nach ca. 20 Minuten verloren. Aus Gründen, auf die ich noch zurückkomme, wird ohne Widerhaken gefischt. Nachdem das nächste Häppchen vorbereitet und am Bestimmungsort hinterlegt war, dauerte es ganze 2 Minuten, bis es wieder einschlug.

Hai am Haken

Hai am Haken

Nach ein paar Stunden und jeweils 30 bis 40 Minuten Kampf hatte ich drei Haie von jeweils etwa 2 m Länge und ca. 50-60 kg gefangen.

Hiergeblieben

Hiergeblieben

„Was macht man mit dem toten Hai?“ fragte mich meine Mutter heute morgen, lediglich in Kenntnis einiger Bilder. Nun, offenbar kennt sie ihren Sohn schlecht. Alle Haie, durch den schonenden Haken unverletzt, erfreuen sich bester Gesundheit und machen weiterhin die Badestrände unsicher.

Übrigens: Greg hält den südafrikanischen Bronzehai-Rekord mit einem Fisch von stattlichen 227 kg. Und von Baden, auch in der Brandung, hält er nicht sonderlich viel.

Greg Kellermann - mein Haiguide

Greg Kellermann - mein Haiguide

Wer in Kapstadt ist und Greg’s Daten haben möchte, um es selbst einmal zu versuchen, schickt mir eine e-mail.

© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2010

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Kommentare

  1. Torsten Heinrich

    Hihi. Führt Google diese Sharkhugger her oder wurde der Artikel in einem Haiforum verlinkt?
    Ich werde im Herbst vor Ghana Angeln gehen und hoffe, dass sich auch ein Hai auf meinen Haken einlässt.
    Dort werden die Fische aber einfach außenbords erschossen…

  2. Ed

    nachtrag. selbst wenn man diese haie wieder frei lässt und diese nach dem angelerlebnis keine großen schäden davontragen, gehört dieses bestraft. aus freude andere quälen… da verliert man seine menschlichkeit…

  3. Ed

    wenn ich diesen artikel lese könnte ich kotzen. lebewesen aus spaß zu töten ist ein verbrechen. wer bedrohte tierarten aus freude oder „sportsgeist“ tötet gehört hart bestraft. wie dumm muss man sein sich mit so einem mord zu brüsten. ich kann da nur den kopf schütteln.

  4. Desiree

    ……sondern den blutrünstigen Menschenfressern vom Strand aus nachgestellt werden würde“, alleine dieser Satz sagt alles über die Intelligenz und den Charakter des Herrn Steinhöfel aus. Sich damit zu brüsten, eine, vom Aussterben bedrohte, Spezies, zu fangen und zu töten(wer´s glaubt, dass die Haie unverletzt wieder im Meer schwimmen, ist selber schuld, alleine der Schock, der lange Überlebenskampf hat sie mit Sicherheit umgebracht)und dann noch einen derartigen Nonsens zu verbreiten, zeugt von Dummheit und Ignoranz. Sie sollten sich schämen!
    Im übrigen, nicht der Yellowtail ist eine Kreatur, sondern sie! Eine unmenschliche nämlich!

  5. Chris

    Der Bericht ist zwar ganz nett geschrieben, aber das Fischen von Haien empfinde ich als absolute Frechheit! (auch mit einem Schonhaken!)
    Hobby hin oder her, aber irgendwo muss man eine Grenze ziehen.
    Just my 2 cents!

  6. Torsten Heinrich

    Ach, wie löst man eigentlich die Haken aus dem Maul eines Hais? Mit einer langen Zange? Oder hatten Sie einen Spreizer dabei, damit der Hai nicht auch mal die Hand kostet…

  7. Torsten Heinrich

    Danke für die verlinkten Artikel. Da wird mir, einem an „Haiophobie“ leidenden, die 3,9km Schwimmstrecke im November in Florida gleich viel attraktiver…
    Na wenigstens sollte das meine Schwimmzeit verbessern 😉

  8. Albrecht Klein

    Schon einmal darüber nachgedacht, daß in nicht einmal einem halben Jahr in Südafrika die Fußball-WM 2010 stattfindet? Die Offiziellen behaupten zwar, daß alles „100%“ sicher ist, aber ich würde mich nicht darauf verlassen. In Johannesburg sollte man als Weißer die Gated Communities nur verlassen, wenn man akut lebensmüde ist.

  9. Wenn ich das hier lese & sehe wird mir schlecht…

    Haie haben Millionen von Jahren „ueberlebt“… nun kommt homo sapiens und macht mit seiner Dummheit binnen weniger Jahrhunderte alles zunichte…

    Langeweile muss wirklich grausam sein…

    Jochen
    keep-sharks-alive.com

  10. sozialistischer staatssklave

    zumindest ein klitzekleines stück haifischflosse für eine tasse voll suppe wäre drinn gewesen.
    arbeit, und das ist fischen nun mal, muss sich lohnen. 😉

  11. Guido Kühn

    Das Lesen deines Briefes aus Cape Town hat wirklich großen Spaß gemacht!
    Mindestens genauso viel Spaß macht es, mir vorzustellen, was für eine Seelenpein es dem einen oder anderen deutschen Gutmenschen bereitet, wenn er aus Versehen über diese Geschichte stolpert!
    Was treibt Dich eigentlich als Teilzeitmigrant gerade nach Südafrika?
    Ich war zwar noch nicht selbst dort, aber die politischen Verhältnisse dort sind doch, wie ich den Medien entnehme, nicht gerade so, wie das Menschen mit unserer politischen Einstellung behagt!
    In den USA werden die Sozialisten doch zumindest in drei Jahren wieder abgewählt! Das ist doch in Südafrika nicht zu erwarten, oder?

  12. Karl Eduard

    Ich kann jeglichem Angeln nichts abgewinnen oder wie Otto, der große Philosoph, schon sagte, „lieber ein Leben in Nöten als ein Leben zu töten“, was natürlich Quatsch ist. Ich kann mir nur vorstellen, die Haie hatten ihr Vergnügen, am Haken zu hängen.

    Dennoch, schöne Geschichte und schöne Bilder und wer bin ich denn, daß ich darüber einen Stab brechen würde? Sicher ein beeindruckendes Erlebnis, wobei hier auch wieder die Frage nach der sozialen Haifischerungerechtigkeit zu kurz kommt. Wieviele HARTZ IV-Bezieher in Deutschland können eben nicht mal schnell nach Südafrika düsen, um Haie zu angeln?

    Zweifellos eines der Grundrechte, das die Verfassungsväter vernachlässigt haben. 🙂

  13. Steinhöfel

    Lieber Jan, check mal die Links im Text. Und gerne fahre ich Dich demnächst mal an die False Ba,y um zu schauen, ob einer anbeisst 🙂 Ist ein freies Land, Du kannst gerne rauspaddeln.

  14. Jan Dreier

    And I quote „As of 2009, the ISAF recorded a total of 2,251 attacks worldwide since 1958, with 464 attacks being fatal[5]. The location with the most recorded shark attacks is New Smyrna Beach, Florida[6].“

    1032 davon waren in Florida, Hawaii, California, South Carolina und North Carolina. Das sind 44 Angriffe im Jahr… weltweit! 23 außerhalb der USA Neun im Jahr davon tödlich. Der letzte tödlichen Angriff in Süd Afrika war im Jahre 2004. Ich denke das Risiko is vernachlässigbar.

    30x mehr Mensch werden übrigens von Blitzen gefällt!

    Further Reading
    http://en.wikipedia.org/wiki/Shark_attack
    http://www.flmnh.ufl.edu/fish/sharks/isaf/geomaps.htm
    http://www.flmnh.ufl.edu/fish/sharks/attacks/relarisk.htm