Dass Bayern das erfolgreichste und eines der am besten regierten Bundesländer ist, hat der CSU nicht geholfen, eine historische Wahlniederlage zu vermeiden. Die Probleme der Partei begannen spätestens mit dem Abgang Stoibers nach dessen Zögern und Zaudern und Kneifen um die Übernahme eines Ministerpostens in Berlin. Die CSU war angeschlagen, und die Doppelspitze Huber/Beckstein keine überzeugende Antwort auf die Nachfolgefrage.
Sie schien mehr vordemokratischem Stammesdenken geschuldet, dem Postengeschachere zwischen Niederbayern, Oberbayern und Franken. Der Rückzug Hubers war nötig. Der unfreiwillige Rücktritt des aufrechten Günther Beckstein jedoch ist ein herber Verlust. Jetzt herrscht völliges Chaos und ein greifbares Machtvakuum. Und es hat gerade noch gefehlt, den mit ungeklärten privaten Problemen belasteten Horst Seehofer zurück zu holen. Dessen altbackene Politikansätze a lá Norbert Blüm waren schon in der Ära Kohl von gestern und passen besser zu Lafontaine als zu den Christsozialen.
Dennoch: Die CSU kann sich erholen, wenn sie zur Besinnung kommt. Scheinbar unbeachtet bleibt Steinmeiers erster großer Erfolg als Kanzlerkandidat. Die SPD erzielte mit weniger als 19 Prozent ebenfalls ihr schlechtestes Ergebnis der Nachkriegszeit. Völlig unfähig von dem vernichtenden Schwächeanfall der CSU zu profitieren, gab sie sogar weiter ab. Ihr unaufhaltsamer Niedergang ist die eigentliche Botschaft der Bayernwahl. Nicht das Debakel der CSU.
© Joachim Nikolaus Steinhöfel 2008